Eigentlich hatten wir für Ende April eine mehrtägige Radtour geplant. Wir wollten auf dem Rheinradweg von Wesel aus bis zur Nordsee fahren. In die entgegengesetzte Richtung waren wir auf dem Rheinradweg schon mehrfach unterwegs gewesen. Diesmal wollten wir durch die Niederlande fahren, um uns selbst davon überzeugen zu können, dass die Radwege dort so viel besser sind als in Deutschland – wie alle sagen. Leider kam uns die Corona-Situation dazwischen und wir mussten die Tour kurzfristig absagen. Da ich Strecke bereits in vier Etappen unterteilt und passende Unterkünfte herausgesucht habe, fasse ich unsere bisherige Planung in dem folgenden Artikel zusammen. Auf diese Weise können auch andere Radfahrer die Strecke fahren und uns nützliche Tipps geben, z.B. wo man besser nicht entlang fahren sollte oder in welcher Bäckerei man unterwegs den besten Cappuccino bekommt.
Wir werden die Radtour bestimmt nachholen, wenn das Leben wieder normaler verläuft. Dieser Artikel ist somit meine eigene Dokumentation der Teilabschnitte und Unterkünfte, damit ich die Informationen schneller finden werde, wenn es soweit ist.
Vorüberlegungen und Grundsätzliches
Immer wenn die Route einer Radtour kein Rundkurs ist, sollte man sich die Frage stellen, in welche Richtung man fährt. Ob man vom Startpunkt aus in Richtung Ziel aufbricht oder mit dem Zug zum Zielort fährt um auf derselben Strecke wieder zurück zum Ausgangspunkt zu fahren ist die erste wichtige Entscheidung. Wer schon einmal den Ruhrtalradweg gefahren ist, der weiß, dass es einen signifikanten Unterschied macht, ob man von Duisburg aus nach Winterberg fährt oder von Winterberg aus nach Duisburg. Entscheidet man sich für die erste Variante, dann fährt man am Ende ca. 70 km bergauf, ansonsten eben 70 km bergab.
Wir haben uns dazu entschieden vom Niederrhein aus mit dem Rad aufzubrechen und in Richtung Holland zu fahren. Begründen kann ich es nur damit, dass es in unserer Überlegung schöner war, wenn man nach 4 Tagen am Ziel ankommt und das Meer sieht. Die zweite Option wäre gewesen, mit dem Zug zur Nordsee zu fahren, dort aber am nächsten Morgen direkt abzureisen und nach vier Tagen wieder zu Hause anzukommen, wo einen der Alltag erwarte – die Entscheidung war nachvollziehbar einfach für uns.
Darüber hinaus muss man sich überlegen, wie viele Tage man sich für die Tour Zeit nehmen kann und wie lange man täglich auf dem Sattel sitzen möchte. Man kann die Strecke relativ gut in 3 Tagen schaffen, wenn man pro Tag zwischen 90 und 100 km fahren möchte. Diese Route habe ich ebenfalls ausgearbeitet – wer daran interessiert ist, kann mich gerne danach fragen oder sich die GPS Tracks der Streckenabschnitte aus meinem Komoot Profil herunterladen.
Um an den jeweiligen Etappenzielen etwas mehr Zeit zu haben, planten wir einen zusätzlichen Tag ein. Dementsprechend habe ich die Route auf 4 vergleichbar große Teilstücke mit einer Länge von durchschnittlich 70 km aufgeteilt.
Am vierten Tag werden wir den Rheinradweg hinter Rotterdam verlassen und über Delft nach Den Haag – unserem Zielort – fahren. Wir haben gute Gründe dafür, nicht das offizielle Ziel des Rheinradwegs „Hoek van Holland“ anzufahren. Die würden sich aber wahrscheinlich relativieren, wenn man entsprechend ortskundig wäre. Um es etwas abzukürzen: Der wichtigste Grund war für uns, dass Den Haag mit Sicherheit einen Bahnhof hat, auf dem Züge in Richtung Deutschland halten. Nach einem Tag Aufenthalt in Den Haag werden wir uns an Tag 5 von dort aus wieder nach Hause bringen lassen.
Die letzte grundlegende Entscheidung, die man treffen sollte betrifft die Auswahl der Unterkünfte. Ob man zum Beispiel in Jugendherbergen, Hostels oder Hotels übernachten möchte und wie viel Geld eine Übernachtung kosten darf, hat Auswirkungen auf den Streckenverlauf. Wir wollten es diesmal etwas komfortabler haben und planten Hotelzimmer bis zu einer Obergrenze von 100-120 EUR pro Doppelzimmer mit Frühstück ein.
Die Strecke
Zur Strecke kann ich noch gar nicht so viel berichten da ich sie ja bisher nur theoretisch kenn bzw. durch die Ausarbeitung der einzelnen Teilabschnitte, die ich über Komoot geplant habe. Ich kann aber ein paar Eckdaten liefern, wie wir uns die Route an den einzelnen Tagen vorgestellt haben. Unter jedem Tag verlinke ich den gpx Track, so dass ihn jeder, der Interesse daran hat, downloaden und nachfahren kann.
Los geht es mit dem ersten Tag:
Tag 1: Voerde – Tolkamer (NL)
78,5 km | 105 HM
Unsere Radtour startet in Voerde und führt zunächst durch Wesel, dann weiter über Xanten, Rees, Kleve und Emmerich – immer weiter in Richtung Grenzübergang zu den Niederlanden. Die ersten 20 km durch die Lippe Aue, über die Weseler Rheinbrücke in Richtung Bislicher Insel und weiter bis zur Xantener Nordsee gehören sozusagen zu meiner Hausrunde. Wer die Strecke noch nicht kennt und in der Nähe ist, sollte da unbedingt mal lang fahren.
Im weiteren Verlauf kommt man durch Rees und Kleve, bevor man nach ca. 50 km Emmerich erreicht. Sehenswert sind hier der Rheinpark sowie die Rheinbrücke, welche mit über 800 m die längste Hängebrücke Deutschlands ist. Nach 72,5 km passiert man den Grenzübergang zu den Niederlanden und kommt kurz darauf zum Fähranleger Millingen an de Rijn. Die Fähre bringt einen wie der Name schon sagt über den Rhein. Wer die Fährüberfahrt zeitlich schon planen möchte, findet auf der Homepage des Fährdienstes die genauen Zeiten und Fahrpreise für die Überfahrt.
Die Fähre bringt einen direkt nach Bijland. Wer möchte, kann sich dort an den wunderschönen Strand legen und etwas ausruhen, bevor man auf der anderen Rheinseite wieder 3 km zurückfährt und das Etappenziel Tolkamer erreicht.
Unterkunft:
Für die erste Übernachtung haben wir uns das Hotel de Tolkamer ausgesucht, das über 16 gemütliche Zimmer mit unterschiedlichen Zimmerkategorien verfügt. Hier macht es wie auch bei den anderen Unterkünften Sinn, die benötigten Zimmer im Vorfeld zu reservieren. Ein Standard-Doppelzimmer mit Frühstück kostet 82,50 EUR.
Hotel de Tolkamer, Europakade 10, 6916 BG, Tolkamer (NL)
Tag 2: Tolkamer – Amerongen
66,4 km | 203 HM
An Tag 2 stehen knapp 10 km weniger auf dem Programm. Wir fahren zunächst wieder an der Fähre und dem „Strand by De Bijland“ vorbei. Nach 12 km treffen wir auf ein knapp 5 m hohes und 8000 t schweres Mammut aus Beton. Das haben die Bewohner der Gemeinde Duiven von ProRail und der Projektorganisation der Betuwe-Linie geschent bekommen, als Erinnerung an dieses Projekt und die Mammutknochen, die beim Bohren des Eisenbahntunnels gefunden wurden.
Nach 21 km überquert man die Ijsselbrücke bevor man nach knapp 27 km die Start Arnhem erreicht. Wenn man schon mal mit dem Rad durch Arnhem kommt, sollte man sich dort auch etwas Zeit nehmen, vielleicht für einen Kaffee oder eine Mittagspause in der Innenstadt.
Bei km 36 kommt man zu der außergewöhnlich gut erhaltenen Burg „Kasteel Doorwerth“, die gleich 3 verschiedene Museen beherbergt. Das „Nederlands Jachtmuseum“, ein Schlossmuseum und das „Museum Veluwezoom“.
Die Radschnellroute Nevendaal – Wageninngen – Arnhem führt am Nordufer des Niederrheijns entlang und ist nahezu Autofrei. Hier kann man ordentlich Kilometer machen. 8 km vor dem Ziel fährt man durch das Naturschutzgebiet „Plantage Willem III“. Als letzte Sehenswürdigkeit auf der Strecke ist noch die kleine Kornmühle „Molen´t Wissel“ zu nennen, man muss allerdings die Augen aufhalten, sonst sieht man sie nicht und fährt vorbei bis zum nächsten Etappenziel Amerongen.
Unterkunft:
In Amerongen übernachten wir in dem Designhotel „Napoleon schuur“ oder auf Deutsch die „Napoleon Scheune“ am Heuvelrug. Hier gibt es Zimmer mit ziemlich abgefahrener Wandgestaltung (Stichwort Engels- oder Pferdezimmer). Preislich liegt die Übernachtung bei 85 – 95 EUR je nach Zimmergröße.
Napoleon schuur, Burg. Jhr. H. van den Boschstraat, 3958 CD, Amerongen (NL)
Tag 3: Amerongen – Werkendam
65,3 km | 75 HM
Die Strecke an Tag 3 ist mit 65 km ungefähr genauso lang wie die am Tag zuvor und führt von dem Schloss „Kasteel Amerongen“ bis nach Werkendam. Nach 19 km sollte man die erste kurze Pause in der Stadt Buren machen. Die dortige Eisdiele neben der Kirche eignet sich dafür sehr gut. Unterwegs kommt man an verschiedenen Sehenswürdigkeiten und interessanten Orten vorbei. Bemerkenswert ist die Apfelbaum-Allee, das historische Landgut „Heerlijkheid Marienwaerd“, die Glasbläserei in Leerdam und die alte Festungsanlage „Fort Vuren“.
Nach 55 km erreicht man am Zusammenfluss von Maas und Waal das frühere Staatsgefängnis „Slot Loevenstein“, in dem sich heute ein Mittelaltermuseum befindet.
Unterkunft:
Kurz hinter der Stadt Sleeuwijk verlassen wir den Rheinradweg um zu unserer nächsten Unterkunft zu kommen – dem alten umgebauten Fort Bakkerskil. Dort kann man ab 95 EUR im Doppelzimmer beispielsweise im Offiziersraum, der Pulverkammer oder auf der Krankenstation übernachten.
Bed & Breakfast Fort Bakkerskil, Kildijk 143, 4255 TH, Nieuwendijk (NL)
Tag 4: Werkendam – Den Haag
76,3 km | 112 HM
Am letzten Tag unserer Radtour nehmen wir uns mit 76,3 km eine ähnliche Distanz wie am ersten Tag vor. Hinter dem Nationalpark „De Biesbosch“ überqueren wir den Rhein-Mündungsarm Nieuwe Merwede mit der Fähre „Pontje bij Kop van´t Land“. Die Fähre fährt den ganzen Tag über. Genauere Informationen und Fahrzeiten findet man auf der Homepage des Fährdienstes. Nach 30 km trifft man auf 19 sehr schön erhaltene Windmühlen, die zum UNESCO-Weltkulturerbes gehören und heute überwiegend als herrliches Fotomotiv herhalten müssen.
Rotterdam ist eine weitere große Stadt auf der Route, die natürlich viel sehenswertes zu bieten hat. Das gilt auch für die Städte Delft und Den Haag – dem Ziel unserer Radtour.
Unterkunft:
Das Den Haag eine größere und gut besuchte Stadt ist, kann man an den Hotelpreisen erkennen, die teilweise doppelt so teuer sind, wie in den anderen Hotels, die wir uns ausgesucht haben. Ein guter Kompromiss ist das Ibis Hotel im Stadtkern von Den Haag. Das ist relativ modern und bietet bei vertretbaren Kosten gut ausgestattete Zimmer.
ibis Den Haag City Centre, Jan Hendrikstraat 10, 2512 GL, Den Haag (NL)
Weitere Planung
Leider gibt es aktuell auf Grund der unsicheren Corona-Situation noch keine weitere Planung. Wir werden die Tour mit Sicherheit nachholen, ob es dieses Jahr dazu kommen wird, kann man jetzt noch nicht abschätzen. Sollte jemand Die Route bereits gefahren sein, würde ich mich über weitere Tipps freuen.
Guten Tag,
wir werden 2021 diese Tour fahren, Danke für die Planung, die Hotels hören sich Spannend an, das wird lustig! Den Haag werden wir nur besuchen und dann weiter nach Noordwijk fahren, ich werde berichten?
Hallo Theo,
bei uns hat es dann doch etwas länger gedauert, aber so wie es aussieht, werden wir die Tour dann in diesem Jahr endlich nachholen können. Jetzt interessiert mich natürlich, ob Ihr sie gefahren seid und wie es Euch gefallen hat.
Würde mich über eine kurze Rückmeldung freuen.
Viele Grüße, Rene
Guten Tag,
vielen Dank für den schönen Bericht. Wir werden morgen die Radtour von Mülheim an der Ruhr nach Hoek van Holland antreten.
Ein kleiner Hinweis zu der Karte. Aus unserer Sicht liegt Tolkamer nicht dort, wo Sie den Ort ausweisen.
VG Klaus Cremer