Die letzten 2 Wochen habe ich an der Ostsee verbracht. Genauer sagt in Großenbrode, das ist ein kleiner Ort in der Lübecker Bucht – er war sozusagen der Ausgangspunkt für unsere täglichen Ausfahrten mit dem Trekking-Rad. Wenn man in der Gegend mit dem Rad unterwegs ist, merkt man schnell, dass alle Strecken recht flach sind. Es gibt zwar auch ein paar Anstiege, aber auf einer Tour mehr als 100 Höhenmetern zu sammeln ist nicht leicht. Dafür gibt es an der Küsten entlang reichlich Wind – wobei ich den Gegenwind streckenweise als sehr angenehm empfunden habe – bei Temperaturen über 35° C.
Die Gegend ist als „fahrradfreundlich“ zu bezeichnen. Es gibt neben fast jeder Straße einen Radweg – manchmal asphaltiert und dann leider auch stellenweise durch Wurzeln aufgebrochen. Oftmals haben die Radwege einen Belag aus feinem Schotter und stauben entsprechend beim drüberfahren. Wenn man sich von den Hauptstraßen fernhält, hat man nur mit wenig Verkehr zu rechnen. Entlang der Radwege sind die nachfolgenden Orte und Städte mit Kilometerangaben gut ausgeschildert. Ich hatte den Eindruck, das viele Autofahrer sich besonders achtsam und Radfahren gegenüber freundlich verhalten haben. Da während der Sommermonate aber mindestens die Hälfte aller Autofahrer Urlauber sind, kann man die Aussage nicht allgemeingültig für die Gegend treffen. Optimistisch gedacht ist es wahrscheinlich einfach der Trend, im Straßenverkehr besser auf andere Verkehrsteilnehmer aufzupassen. Bis auf wenige Ausnahmen habe ich es dort jedenfalls so wahrgenommen.
Touren in das Umland von Großenbrode sind z.B. mit Komoot, GPSies oder wenn man lieber analog unterwegs ist, mit einer Radroutenkarte schnell geplant. In der Regel steuert man eine der größeren Städte an und erweitert die Routen um kleinere Orte bis die Tour die gewünschte Distanz hat. Die nächsten größeren Orte in der Lübecker Bucht sind Heiligenhafen, Oldenburg in Holstein bzw. Burg auf Fehmarn. Sehenswert sind aber auch die Strandpromenade in Dahme, der Fährhafen in Puttgarden oder Fahrten entlang der Küste auf Fehmarn.
Heiligenhafen
Wenn man Fehmarn über die Fehmarnsundbrücke verlässt, ist Heiligenhafen ist die nächste größere Stadt. Hier sind wir fast auf jeder Radtour durchgekommen oder auch bewusst zwischendurch hingefahren, denn es war von unserem Ausgangspunkt in Großenbrode nur ca. 10km entfernt und der nächste Ort, in dem etwas los war. In Heiligenhafen gibt es wie der Name bereits vermuten lässt, einen riesigen Hafen mit unzähligen Segel- und Motorbooten bis hin zu größeren Yachten. Wer also an Schiffen interessiert ist, wir hier auf seine Kosten kommen. Entsprechend viele Geschäfte führen auch diverses Bootszubehör, Maritime Souveniers oder auch originelle Alltagsgegenstände z.B. aus Segeltuch oder wasserdichtem Planenmaterial – ganz nett.
Als wir dort waren, fand gerade das mehrtägige Hafenfest statt. Rund um das Hafengebiet waren zahlreiche Verkaufsstände aufgebaut und eine große Bühne, auf der verschiedene Künstler und Musiker aufgetreten sind.
Neben dem Hafen gibt es aber auch einen schönen Strandbereich mit einer langen Strandpromenade und viel Gastronomie. Die Seebrücke mit Wasserspielplatz und anderen Spielmöglichkeiten für Kinder ist sehenswert – bei Bedarf kann man darauf sogar heiraten.
Heiligenhafen hat darüber hinaus einen ausgedehnten Naturschutzbereich, der allerdings mit dem Rad nicht gut befahrbar ist. Für alle, die gerne wandern gehen, ist die Landschaft dort wirklich sehenswert. Man sagt sich, dass dort einige Prominente Ihre Feriensitze haben – wir haben keinen Promi getroffen, allerdings auch nicht danach gesucht.
Oldenburg in Holstein
Oldenburg in Holstein ist ein kleines Städtchen mit beschaulicher Einkaufsstraße. Kann man sich mal ansehen, wäre mir aber als Tagesziel zu unspektakulär. An einem Tag führte unsere Route aber mitten durch den Marktplatz. Dort gibt es verschiedene Cafés, Eisdielen und Restaurants. Das Stadtcafé bietet Strandkorb-Athmosphäre und unter anderem ganz leckere Salate für zwischendurch.
In ca. 5 km Entfernung liegt das Seebad Weißenhäuser Strand, der auch an den Ostseeküsten-Radweg angeschlossen ist.
Dahme
Dahme liegt auf gleicher Höhe wie der Weißenhäuser Strand, aber auf der gegenüberliegenden Seite der Ostseeküste. Es ist ebenfalls ein Ostseeheilbad mit tollen Stränden und einer ausgedehnten Strandpromenade. Die Jugendherberge in Dahme wirkt modern und wäre vielleicht auch ein guter Ausgangspunkt für verschiedene Radtouren z.B. an einem verlängerten Wochenende. Ansonsten gibt es klasse Eisbecher praktisch direkt am Strand.
Gut Görtz
Am Gut Görtz sind wir zufällig vorbeigefahren. Es ist ein Gutshof in der Nähe von Heringsdorf. Das Herrenhaus wird aktuell privat bewohnt, in den anderen Gebäuden haben sich unter anderem Künstler eingemietet. Dort stellen sie z.B. Schmuck, Kleidung oder Dekoartikel her und bieten diese auch zum Kauf an. Darüber hinaus gibt es eine empfehlenswerte Weinstube und das Restaurant „Alter Kälberstall“ mit ausgezeichneten Fisch- und Wildgerichten.
Burg auf Fehmarn
Burg auf Fehmarn ist der zentrale Stadtteil der Insel, wenn man vom Fährbetrieb in Puttgarden mal absieht, ist hier mit Abstand am meisten los. Es gibt eine lange Einkaufsstraße mit Geschäften und verschiedenen Restaurants und Eisdielen. Leider führt die Hauptverkehrsstraße mitten durch die Einkaufsstraße, dadurch ist das Verkehrsaufkommen mit entsprechender Geräuschkulisse recht groß. Auf dem Platz vor dem Rathaus, finden in den Sommermonaten inbesondere an Wochenende verschiedene Events statt, z.B. Foodmarkets und auch andere Märkte.
Wenn wir auf Fehmarn unterwegs waren, sind wir fast auf jeder Tour durch Burg durchgefahren. Nicht weil Burg so schön ist, sondern weil es versteckt neben einer größeren Eisdiele den kleinen Frozen Joghurt Stand „Vaeriyog“ gibt. Total lecker und erfrischend. Aber der Stand ist wirklich klein – wie ein Kiosk. Wenn man ihn jedoch gefunden hat, kommt man nur noch schwer daran vorbei.
Darüber hinaus waren wir öfters in der Pizzeria „Don Camillo e Peppone“ am Anfang der Einkaufsstraße. Die Pizza speziale mit Parmaschinken und Rukola is ein absoluter Geheimtipp.
Fehmarn
Radfahren auf Fehmarn beginnt mit der Überquerung der knapp 1 km langen Fehmarnsundbrücke. Wenn man Höhenangst hat, sorgt das schon für etwas Anpassung. Dazu ist der Radweg so schmal, dass Gegenverkehr kaum an einem vorbeikommt. In der Regel hält man an und spricht sich mit dem entgegenkommenden Radfahrer ab, wer an dem anderen vorbeifährt. Auf Fehmarn selbst kann man super Radfahren, allerdings muss man für manche Streckenabschnitte etwas Geländegängig sein. Überwiegend fährt man auf geschotterten Radwegen oder direkt auf den verkehrsarmen Straßen. Es gibt aber auch ein paar schmale, schlecht befahrbare Wege, auf denen man den Schlaglöchern ausweichen muss.
Man sollte sich entscheiden, was genau man von Fehmarn sehen möchte. Je nach Kondition kann man sich die Insel in 2-3 längeren Touren fast vollständig ansehen. Wenn einen die verschiedenen kleinen Dörfer und Ortsteile nicht so interessieren, kann man einfach entlang der Küste fahren. Das ist mit dem Trekking Rad mit den bereits genannten Einschränkungen gut machbar. Alternativ kann man auch von Dorf zu Dorf fahren, dann entgehen einem aber einige sehr schöne Strandabschnitte oder auch Leuchttürme – wenn man so etwas mag.
Fehmarn hat keine nennenswerten Anstiege, alles ist sehr flach. Es gibt einige Campingplätze und vor allem entlang der Küste und in den Ortschaften haufenweise Ferienwohnungen. Dazwischen findet man große Windparks und endlos erscheinende Felder. Da durch zu fahren ist nicht unbedingt etwas für Allergiker, vor allem nicht während der Erntezeiten.
Gegenüber der Fehmarnsundbrücke, am anderen Ende von Fehmarn, liegt Puttgarden mit seinem großen Fährhafen. Von dort aus kann man nach Dänemark übersetzen oder im „Bordershop“ zollfrei einkaufen. War für uns jetzt beides nicht so spannend. Wir haben auf Fehmarn zwei große Touren entlang der Küste gemacht. Wir sind also nach der Brücke einmal links herum und einmal rechts herum bis nach Puttgarden gefahren, und dann über Burg (wegen des Frozen Joghurts) wieder zurück zur Brücke.
Man kann Fehmarn aber auch in einer Tour komplett umrunden. Die ist dann etwas länger als jede der beiden einzelnen Touren, die wir gemacht haben – allerdings muss man auf den Frozen Joghurt verzichten und sich Burg auf Fehmarn gesondert ansehen. Auf Komoot habe ich drei Touren veröffentlicht:
- Fehmarn komplett (87,2 km – 140HM)
- Fehmarn linke Seite (68,2 km – 110HM)
- Fehmarn rechte Seite (62,4 km – 130 HM)
Leider muß ich anmerken,daß es auf der Fehmarnsundbrücke gar keinen Radweg gibt! Vor der Brücke stehen deutlich von jeder Seite „Radfahrer absteigen“-Schilder! Ansonsten toller Bericht,weiter so!!!
Hallo Ingo,
ich bin während der 2 Wochen mehrfach von jeder Richtung darübergefahren – dort gibt es keine solchen Schilder! Es wird lediglich vor dem möglichen Seitenwind gewarnt.
Evtl. bestand dort noch eine Baustelle, als Du zuletzt dort warst? Aktuell ist jeder Pfeiler von außen mit einem Gerüst versehen. Wenn dort gearbeitet werden würde, kann ich mir gut vorstellen, dass man als Radfahrer absteigen muss. Laut Google gab es dort mal kurzzeitig ein generelles Radfahrverbot, dieses wurde aber Ende September 2012 wieder aufgehoben.
Viele Grüße