An meinem Mountainbike war der Antrieb total verschlissen. Die Kette hatte sich inzwischen stark gelängt und auch das hintere Ritzelpaket musste ersetzt werden. Das große Kettenblatt meiner 2-fach Kurbelgarnitur sah bereits etwas mitgenommen aus. Das kleine Kettenblatt war hingegen noch brandneu und wurde so gut wie nicht gefahren. Bei der Anschaffung des Bikes konnte ich zwischen einer 1-fach oder 2-fach Kurbel wählen. Damals habe ich mich auf Grund der größeren Bandbreite für die 2-fach Kurbel entschieden. Die Abnutzung des kleinen Kettenblattes zeigt aber, dass ich darauf gut verzichten kann. Ich habe mich daher dazu entschieden, den gesamten Antrieb auf 1×11 umzurüsten. Für eine noch umfangreichere Umrüstung auf 1×12 waren mir die Anschaffungskosten für den Wechsel der weiteren Komponenten (Schaltwerk, Schalthebel, Micro-Spline Freilauf etc.) zu hoch. Ich erwarte auch keinen signifikanten Mehrwert durch einen zusätzlichen Gang.
In dem folgenden Bericht beschreibe ich, wie die Umrüstung durchgeführt wird, welche Teile und Werkzeuge benötigt werden und worauf man achten sollte.
Benötigte Ersatzteile
Je nachdem, welche Schaltgruppe an dem Mountainbike verbaut ist, benötigt man kompatible Ersatzteile. An meinem Rose Count Solo war herstellerseitig die Shimano XT M8000 Gruppe verbaut. Ich beziehe mich daher bei meinen Beschreibungen auf die entsprechenden Komponenten von Shimano.
Die folgenden Teile werden benötigt:
- Vorderes Kettenblatt z.B. Shimano XT FC-M8000-1 SM-CRM81 1×11
- Hinteres Ritzelpaket z.B. Shimano XT CS-M8000 11-fach Zahnkranz
- Kette z.B. Shimano XT CN-HG701HG-X 11-fach Kette
- Shimano XT Singe Speed Kettenblattschrauben
Sofern das vorhandene Ritzelpaket oder die Kette noch nicht ersetzt werden müssen, kann man einfach damit weiterfahren. Alternativ kann man auf auf kostengünstigere Komponenten, z.B. von denen der SLX Gruppe zurückgreifen, sofern diese 11-fach kompatibel sind.
Die folgenden Werkzeuge braucht man für die Montage
- Kettennietdrücker zum entfernen der Kette oder alternativ eine Kettenschloss-Zange, sofern ein Kettenschloss verbaut wurde
- Kurbelkappenwerkzeug zum entfernen der linken Sternkappe der Hollowtech II Kurbel
- T30 Torx-Schlüssel zum montieren/demontieren der Kettenblätter
- Zahnkranzabnehmer-Set bestehend aus Abzieher und Kettenpeitsche
- 5mm Innensechskantschlüssel zum entfernen des linken Kurbelarmes
- 4mm Innensechskantschlüssel zum lösen des Bremshebels und Demontage des Umwerfers
- 3mm Innensechskantschlüssel zum entfernen des linken Schalthebels
- 2mm Innensechskantschlüssel zum einstellen des Schaltwerks
- Seitenschneider zum entfernen des Schaltzugs.
Auswahl des Kettenblattes und entfernen der Kette
Bei meinem Bike war die Shimano XT 11-fach Kurbel FC-M8000-2 36/26 montiert. Für dem Umbau musste also das größere Kettenblatt mit 36 Zähnen durch ein neues Single Speed Kettenblatt ersetzt werden. In dem linken Foto von dem alten Kettenblatt sieht man deutlich die Abnutzung an den Zähnen.
Bevor man den Antrieb umbaut, entfernt man am besten die alte Kette – es sei denn sie muss noch nicht ausgetauscht werden. In dem Fall kann die Kette am Rad bleiben, für die weiteren Arbeitsschritte ist das nicht wichtig. Wenn die Kette entfernt ist, erleichtert es die Arbeit meiner Meinung nach etwas.
Wenn zur Verbindung der Kette ein Quicklink Kettenschloss verwendet wurde, benötigt man entweder viel Geschick und Kraft oder eine passende Zange. Damit kann man die Kettenglieder links und rechts neben dem Kettenschloss zusammendrücken und das Schloss dadurch öffnen. Bei einer vernieteten Kette, wie in meinem Fall, benötigt man einen guten Kettennietdrücker, mit dem man einen der Bolzen aus der Kette treiben kann.
Für den Austausch bietet Shimano Kettenblätter in verschiedenen Ausführungen mit 30, 32 und 34 Zähnen. Welches Kettenblatt für welchen Fahrer am besten geeignet ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Es gibt verschiedene Online Rechner wie z.B. ritzelrechner.de, mit denen man verschiedene Kombinationen von Kassette und Kettenblatt simulieren kann. Diese zeigen dann nach Auswahl der jeweiligen Komponenten, der Trittfrequenz und der Radgröße des Bikes die Geschwindigkeit und Entfaltung, also den Weg, den das Rad mit einer Kurbelumdrehung zurücklegt, grafisch an.
Ich wollte für mich den besten Kompromiss finden und habe mich für das 32er Kettenblatt entschieden. Ich kann damit auf gerader Strecke weiterhin schnell fahren und bei Bedarf im kleinsten Gang einen ordentlichen Anstieg hochklettern.
Entfernen der Kurbel
Für den Umbau der Kettenblätter muss die Kurbel demontiert werden. Das geschieht bei Hollowtech II Kurbeln auf der nicht kettenführenden Seite. Zunächst wird die Sternschraube mit Hilfe des passenden Spezialwerkzeugs gelöst und herausgeschraubt. Die Linke Kurbel steckt auf einem Vielzahn und ist mit zwei gegenüberliegenden Innensechskantschrauben gesichert. Nach lösen und entfernen der beiden Schrauben kann die Kurbel einfach abgezogen werden. Vorsicht: Die Kurbel ist am kurzen Ende geschlitzt. In diesem Schlitz befindet ich eine Sicherungsplatte mit einem kleinen Stift, der in eine Bohrung auf der Achse greift und die Kurbel zusätzlich gegen Abziehen sichert. Diese Sicherungsplatte muss ebenfalls entfernt werden.
Wenn die linke Kurbel ab ist, kann die rechte Kurbel zusammen mit den Kettenblättern und der gesamten Achse aus den Lagerschalen des Tretlagers gezogen werden. Anschließend liegt das Tretlager frei und kann von Dreck befreit werden.
Umbau der Kettenblätter
Nach der Demontage der Kurbelgarnitur können die beiden alten Kettenblätter abgeschraubt und das neue Kettenblatt am Kurbelarm montiert werden.
Jedes der beiden Kettenblätter ist mit 4 Kettenblattschrauben befestigt. Beim entfernen der Schrauben ist darauf zu achten, dass man den richtigen Torx Schlüssel verwendet. Benötigt wird ein T30 Torx! Das ist deshalb wichtig, da die Schrauben von Haus aus mit einem Schraubensicherungskleber montiert werden und dementsprechend schwer zu lösen sind. Wenn man z.B. einen T25 Torx ansetzt, könnte man den Eindruck bekommen, dass dieser ebenfalls passt. Die Gefahr, mit den zu kleinen Torx-Schlüssel das Innere der relativ weichen Schraube zu zerstören ist aber sehr groß – ich spreche da aus Erfahrung. Wenn einem das passiert ist, kann man sich mit einem sogenannten Schraubenausdreher Werkzeug (kann man Internet finden) behelfen, oder die kaputte Schraube vorsichtig ausbohren.
Nachdem man die alten Kettenblätter abgeschraubt hat, sollte der Kurbelarm so aussehen wie auf den beiden Fotos. In den inneren Gewindelöchern kann man deutlich den grünen Rückstand der alten Schraubensicherung erkennen. Es macht auf jeden Fall Sinn, alles nochmal richtig zu reinigen, bevor man das neue Kettenblatt auf den äußeren Lochkreis schraubt.
Die alten Löcher, in denen das kleinere Ritzel montiert war, bleiben zukünftig frei. Wem es auf 5 zusätzliche Gramm nicht ankommt, der kann die Gewindelöcher wieder mit den alten Schrauben verschließen. Auf diese Weise bleiben sie gut gegen Verschmutzung geschützt.
Bei der Montage des neuen Kettenblattes kann man nicht viel falsch machen. Man sollte aber darauf achten, es richtig herum mit der Kurbel zu verschrauben. Die Seite des Kettenblattes, auf der die Löcher zusätzliche Vertiefungen für die Schraubenköpfe haben, gehört nach innen. Fertig montiert, sonnte der Kurbelarm so wie auf den folgenden Fotos aussehen.
Damit ist der Umbau des vorderen Kettenblattes abgeschlossen und die Kurbel kann wieder am Rad montiert werden. Das funktioniert genauso wie das Abbauen – allerdings in umgekehrter Reihenfolge. Der Kurbelarm wird von rechts mit der Achse durch das Tretlager geführt. Anschließend wird die linke Kurbel auf die Achse gesteckt und mit der Sternschraube so fest angezogen, dass sie ohne fühlbares Spiel am Tretlager anliegt. Zur Sicherung der Kurbel auf der Welle wird die Sicherungsplatte wieder eingelegt und die beiden Innensechskantschrauben mit 12-14 Nm angezogen.
Es muss darauf geachtet werden, dass alle Teile, die in direkten Kontakt miteinander kommen, gefettet werden. Ich verwende dazu meist Galli Lagerfett oder SRAM Butter.
Demontage von Umwerfer und Schalthebel
Der vordere Umwerfer wird zukünftig nicht mehr benötigt. Daher kann er zusammen mit seinem Schalthebel vom Sitzrohr bzw. Lenker abgebaut werden. An meinem Count Solo war ein Direct Mount Side-Swing Umwerfer mit einer Schraube an einer angeschweissten Befestigungsplatte montiert. Es gibt den Umwerfer aber auch mit einer Schellenbefestigung. Zum Entfernen des Schaltzugs knipst man am einfachsten die Abschlusshülse am Ende ab und öffnet die Zugbefestigungs-Schraube am Umwerfer. Sofern man innenverlegte Züge hat, kann man ihn nun einfach aus dem Rahmen ziehen oder alternativ durch Öffnen der C-Clips oder Kabelbinder vom Rahmen abnehmen.
Der Schalthebel wird vom Lenker demontiert, indem man den Griff abschraubt, die Befestigungsschelle löst und den Schalthebel über das Lenkerende zieht. Wenn Brems- und Schalthebel durch einen I-Spec Adapter verbunden sind, geht es noch einfacher. Der Schalthebel wird dann einfach abgeschraubt, so dass das entfernen des Griffes nicht erforderlich ist.
Wechsel des Zahnkranzes
Um den hinteren Zahnkranz zu wechseln, muss das Laufrad aus dem Rahmen ausgebaut werden. In den meisten Fällen geschieht dies durch lösen des Schnellspanners oder der verbauten Steckachse. Wer ein Schaltwerk mit Dämpfung besitzt, sollte vorher den grauen Hebel öffnen. Dadurch kann das Schaltwerk einfach zur Seite gedrückt werden, so dass es dem Laufrad nicht im Weg steht.
Um den alten Zahnkranz zu lösen benötigt man ein Abnehmer-Set, bestehend aus einer Kettenpeitsche und einem Schlüssel, mit dem sich die Zahnkranz Abschlussmutter montieren/demontieren lässt. Damit sich die Mutter mit dem Schlüssel gegen den Uhrzeigersinn drehen läßt, muss das gesamte Ritzelpaket mit der Kettenpeitsche sicher festgehalten werden. Auf dem Foto kann man erkennen, wie man das macht.
Nach dem entfernen der Abschlussmutter lassen sich die einzelnen Ritzel von der Freilaufnabe abziehen. Die Montage des neuen Zahnkranzes funktioniert genauso. Der Freilauf sollte vorher aber gut gereinigt und neu gefettet werden. Shimano Freilaufkörper haben ringsherum eine sogenannte Keilverzahnung. Diese stellt sicher, dass sich die Ritzel nur in einer bestimmten Position auf den Freilauf schieben lassen. Es ist zu beachten, dass zwischen den kleineren Ritzeln jeweils ein Distanzring gehört.
Nachdem alle neuen Ritzel auf den Freilauf geschoben und die Abschlussschraube mit dem Schlüssel angezogen wurde, kann das Laufrad wieder im Rahmen montiert werden.
Abschlussarbeiten
Zum Schluss wird die neue Kette aufgezogen. Dazu muss zunächst die Länge angepasst werden. Am einfachsten orientiert man sich dabei an der alten Kette und kürzt die Neue auf die gleiche Länge. Zum entfernen einzelner Kettenglieder drückt man die entsprechenden Bolzen mit dem Kettennietdrücker aus der Kette. Shimano Ketten sind in der Regel laufrichtungsgebunden. Um sie richtig herum zu montieren muss man darauf achten, dass sich die Beschriftung der Kettenglieder rechts außen befindet.
Die Kette wird vorne über das Kettenblatt gelegt, hinten von oben über eines der Ritzel geführt und nach unten durch den Schaltkäfig des Schaltwerks gefädelt. Verschlossen werden die beiden offenen Kettenglieder entweder durch ein Quicklink Kettenschloss oder durch den Bolzen, der mit der Kette mitgeliefert wird. Diese wird mit dem Führungsstift durch die beiden Kettenglieder gesteckt und dann mit dem Kettennietdrücker so weit durchgedrückt, bis zweimal ein fühlbarer Widerstand überwunden wurde. Das Zusammengefügte Kettenglied sollte sich sehr leicht bewegen lassen, ansonsten sitzt der Stift nicht richtig und muss nochmal korrigiert werden. Wenn alles passt, kann man den Führungsstift mit einer Kombizange vom Bolzen abbrechen.
Damit ist der Umbau abgeschlossen. Normalerweise sollten die Montagearbeiten keine Auswirkungen auf die Schalteinstellungen haben, trotzdem sollte man prüfen, ob sich alle Gänge weiterhin sauber durchschalten lassen.
Pro und Contra
Durch den Umbau ergeben sich verschiedene Vor- und Nachteile:
Gewichtsersparnis: Durch das Entfernen von Umwerfer, Zug, Schalthebel und das eine Kettenblatt wird das Bike um 307 g leichter.
Vereinfachung des Antriebs: Durch den Entfall der vorderen Schaltung ist der Antrieb weniger wartungsintensiv.
Einfachere Schaltvorgänge: Alle Gänge sind nur noch über einen Schalthebel zu erreichen, alle Gangsprünge haben angenehme Abstufungen.
Aufgeräumtes Cockpit: Durch den Wegfall des Schalthebels ist mehr Platz am Lenker.
Höherer Kraftaufwand bei Anstiegen: Die geringste Entfaltung im kleinsten Gang ist um 0,4m größer, d.h das Rad bei einer Kurbelumdrehung um knapp einen halben Meter weiter fahren muss.
Geringere Geschwindigkeit: Im höchsten Gang ist die Entfaltung um 0,85 m kleiner, dementsprechend ist das Rad bei gleicher Trittfrequenz 4,5 km/h langsamer.
Geringere Bandbreite: Die Bandbreite beträgt 418% im Gegensatz zu 625% beim 2-fach Antrieb, allerdings liegen manche Gangsprünge sehr nah zusammen, so dass beim 2-fach Antrieb effektiv nur bestimmte Gänge in Benutzung sind.
hallo
Ich hätte da eine frage … bei zwei kettenblättern ist ja die ideale kettenlinie in der mitte der beiden kettenblättern. wenn man jetzt nur ein kettenblatt montiert hat, müsste dies ja idealerweise etwas weiter innen sein. da du ja etwas längere schrauben brauchst, nehme ich an, dass dies bei dir der fall ist. ist das 1×11 kettenblatt automatisch so gemacht, dass es weiter nach innen kommt? danke für deine antwort.
liebe grüsse
tobias
Hi Tobias,
genauso ist es. Die Schraubenaufnahme ist bei dem 1-fach Kettenblatt einige Millimeter dicker als bei dem urspünglichen (großen) 2-fach Kettenblatt. Dadurch positioniert es sich sozusagen genau in der Mitte der beiden Kettenblätter. Man kann das auf den Fotos einigermaßen erkennen. Bei dem ursprünglichen großen Kettenblatt sind die Befestigungslöcher ausgefräst, so dass es möglichst weit Außen sitzt. Bei dem 1-fach Kettenblatt fehlen diese Ausfräsungen, dadurch sitzt es weiter innen (Richtung Tretlager/Rahmen).
Viele Grüße,
Rene
Hey Rene,
vor kurzem habe ich meine alte Shimano Zweifach-Gangschaltung zu einer Einfachschaltung umgebaut und kann leider nicht bestätigen, dass das neue Kettenblatt sozusagen „mittig“ zwischen den alten beiden Kettenblättern sitzt.
Das neue SLX Kettenblatt (30z) sitzt definitiv zu weit außen an der FC-M8000 Kurbel, damit ist die kettenlinie ziemlich verhunzt, weil die kette in den klettergängen extrem schräg läuft.
Hallo Rene,
ich würde auch gerne auf 1×11 umbauen und hätte dazu noch eine Frage. Zahnkranz und Kette sind bei mir noch so gut wie neu (noch keine 1000 km gelaufen) und müssen daher nicht getauscht werden. Wen ich nun vorne ein 32iger Kettenblatt montiere, muss ich dann die Kettenlänge nicht anpassen? Ist die Kette nicht zu lang wenn ich hinten auf dem kleinsten Ritzel bin?
Vielen Dank im voraus für Deine Antwort!
Viele Grüße
Tom
Hallo Thomas,
ich würde sagen, es kommt darauf an, wie lang Deine vorhandene Kette ist und welche Kassette Du hinten fahren möchtest. Ich bin mit den 116 Kettengliedern der neuen Kette gerade so hingekommen, die Kette hätte eher noch 1-2 Glieder länger sein können. Ich fahre hinten aber auch die Kassette mit dem großen 46er Ritzel. Dazu habe ich den langen Käfig am Schaltwerk.
Wenn Du aktuell vorne 2 oder 3 Kettenblätter fährst, wird das kleinste Kettenblatt ja vermutlich weniger als 32 Zähne haben. Wenn Deine Kette also momentan passt wenn Du vorne und hinten auf dem jeweils kleinsten Ritzel fährst, dann müsste es auch passen, wenn Du vorne auf das 32er Kettenblatt wechselst.
Grüße,
Rene
Hallo Rene,
sehr interresanter Artikel. Super beschrieben. Ich würde gerne mein MTB von 3 fach auf 1fach umbauen. Geht das genauso? Mein Fahradhändler sagte mir, ich müsste eine komplett neue Kurbel etc haben.
Gruss, Jan
Hallo Jan,
theoretisch kannst Du vorne ja einfach das größte und kleinste Kettenblatt, Umwerfer und Shifter abbauen. Du benötigst dann aber kürzere Kettenblattschrauben. Darüber hinaus sehe ich mehrere Nachteile wenn Du die 3-fach Kurbel weiter verwenden möchtest:
1.) Es sieht optisch nicht besonders schön aus, wenn das große Kettenblatt fehlt. Auf Grund der Kettenlinie sollte man im 1-fach Betrieb aber auf jeden Fall das mittlere Kettenblatt fahren.
2.) Die Kettenstrebe könnte im Weg sein, wenn Du ein größeres Kettenblatt auf der mittleren Position fahren möchtest.
3.) Da ich nicht weiß, welche Kurbel Du fährst, müsste man sehen, welche geeigneten 1-fach Kettenblätter auf den Lochkreis der Kurbel passen. Wenn keine gibt und Du das mittlere Kettenblatt der 3-fach Kombination fahren willst, hätten die Zähne „Steighilfen“ wodurch die Kette schneller abspringen könnte als bei einem reinen 1-fach Kettenblatt.
Ich würde daher wahrscheinlich auch dem Rat Deines Fahrradhändlers folgen und eine neue Kurbel kaufen.
Viele Grüße,
Rene
Hallo René,
das ist sicherlich jetzt ein ungewohnter Weg. Aber ich habe mit viel Interesse den Artikel gelesen und habe einmal verschiedene Fragen und möchte mich aber jetzt schon entschuldigen, falls das hier nicht hin passt:
Ich habe ein Mountainbike von 2015 mit einer 3 mal 10 Schaltung. Es handelt sich um einen Shimano XT / SLX – Mix. Könnte man dieses Rad problemlos auf 1 mal 12 umbauen ? Erste Recherchen von mir haben ergeben, dass man hin und wieder einen neuen Freilauf Körper braucht. Ist das bei mir auch der Fall ?
Daran schließt sich meine nächste Frage an und dafür schäme ich mich richtig, weil ich seit gefühlt sechs Jahren mehr oder weniger im Alltag und auch auf einem MTB Rad fahre. Ich habe an meinem MTB mit dem ich natürlich nicht so häufig unterwegs bin wie mit meinem Alltagsrad noch nie irgendwas getauscht. Mir ist also klar das ich bei einem eventuellen Wechsel nicht nur die Kette tauschen kann.
Ich hatte aber auch noch niemals das Gefühl, dass etwas nicht mehr funktioniert. Wenn es so ist und das hört man ja immer, dass jemand sagt oder schreibt: mein Antrieb ist verschlissen. Wie macht sich das dann bemerkbar? Und warum hatte ich bisher noch nie das Gefühl, das gehabt zu haben. Auch an meinem Alltagsrad fahr ich eine Shimano XT 3 Fach Schaltung.
Würde mich über eine Rückmeldung sehr freuen.
LG Jens
Hey René, vielen dank für deine Ausführungen. Ich baue mir gerade ein Trekking-Bike für den Alltagsbegrauch auf, und werde erstmal die 3x 9-fach Schaltung wieder fit machen, mit neuer Kette und Zahnkranz. Aber, wenn ich damit fertig bin, warten neue Abenteuer auf mich – und das könnte der Umbau auf 1×11-fach oder 1x12fach sein, und daher fand ich deine Pro- und Contra-Liste sehr spannend:
Pro und Contra
Durch den Umbau ergeben sich verschiedene Vor- und Nachteile:
Gewichtsersparnis: Durch das Entfernen von Umwerfer, Zug, Schalthebel und das eine Kettenblatt wird das Bike um 307 g leichter.
Vereinfachung des Antriebs: Durch den Entfall der vorderen Schaltung ist der Antrieb weniger wartungsintensiv.
Einfachere Schaltvorgänge: Alle Gänge sind nur noch über einen Schalthebel zu erreichen, alle Gangsprünge haben angenehme Abstufungen.
Aufgeräumtes Cockpit: Durch den Wegfall des Schalthebels ist mehr Platz am Lenker.
Höherer Kraftaufwand bei Anstiegen: Die geringste Entfaltung im kleinsten Gang ist um 0,4m größer, d.h das Rad bei einer Kurbelumdrehung um knapp einen halben Meter weiter fahren muss.
Geringere Geschwindigkeit: Im höchsten Gang ist die Entfaltung um 0,85 m kleiner, dementsprechend ist das Rad bei gleicher Trittfrequenz 4,5 km/h langsamer.
Geringere Bandbreite: Die Bandbreite beträgt 418% im Gegensatz zu 625% beim 2-fach Antrieb, allerdings liegen manche Gangsprünge sehr nah zusammen, so dass beim 2-fach Antrieb effektiv nur bestimmte Gänge in Benutzung sind.
Meine Fragen dazu:
Die relativ geringe Gewichtsersparnis bei deinem Umbau rührt ja evt. auch daher, das du von 2-fach auf 1-fach umgestellt hast, bei Umbau von 3-fach ist der wahrscheinlich deutlich höher, oder?
Die Speeds – beim Wechsel von 27 „Gängen“ auf nur 11 oder 12 geht natürlich etwas verloren, aber jeder City-Biker oder auch nur gelegentlich Tourenradler weiß, das niemand 27 oder gar 33 Gänge braucht. Lassen sich 11er oder 12er Kassetten so konfigurieren, das man ein flüssiges Fahr- und Schaltverhalten hat? Geschwindigkeit und Steigungsfähigkeit muss man dann wohl gewichten, also mehr Geschwindigkeit orientiert, etwas weniger Steigungsfähigkeit – aber ist das wirklich so? Man könnte ja durch die Kassetten-Zusammenstellung das anpassen, aber kann man das bei allen Kassetten? Ist es rein Schalttechnisch überhaupt möglich, von den üblichen Kassetten-Zahnradgrößen abzuweichen? Oder entsteht dadurch die Gefahr springende Kette?
Dazu eine Einschätzung von dir, wäre großartig. Wie immer, auch bei Fahrradschaltungen gibt es keine Wollmilchsau, aber wenn man seine Schwerpunkte kennt, und was geht und was nicht, kann man sich im Leben so manches etwas einfacher machen, wie ich finde. Und dein Beitrag dazu ist sehr spannend. LG Exkoelner
Hallo,
Ich bin Oliver.
Ich habe eine xt/slx 2×11 Schaltung und würde gern 1×11 haben.
Die Schaltung ist sogut wie neu (300km) daher würde ich gern wenig neu kaufen.
Reicht es wenn ich ein 32 Zahnritzel kaufe und das an die ,,Alten“ Kurbeln behalte?
Hallo René, vielen Dank für diese sehr präzise und anschauliche Beschreibung auf die ich auf der Suche nach einer Umrüstmöglichkeit für meine 2×11 Deore XT gestoßen bin. Nach einigen Jahren waren Kettenblatt und Kassette an meinem Canyon Grand Canyon durch und mussten eh getauscht werden. Günstige Gelegenheit, etwas Ballast loszuwerden. Ich habe das zum allerersten Mal selber gemacht und es hat mit der Beschreibung super geklappt und Spaß gemacht. Hab es fast identisch durchgeführt, nur ein kleineres Kettenblatt (30) genommen, da ich das Hardtail u.a. auch auf Trails nutze. Da geht es nicht ganz so schnell voran, aber auch mal öfter bergauf. Läuft bestens, nur die Vorspannung an der Shadow + musste ich etwas nachjustieren, damit es wieder perfekt läuft und die 116er Kette auf die alte Länge um 2 Glieder kürzen. 116 waren tatsächlich zu lang :-). LG, Mark