Als ich vor drei Jahren die erste Version des Urwahn Waldwiesels einige Wochen lang testen durfte, hat mich das Rad sofort überzeugt. Der unverwechselbare Stahlrahmen ist nicht nur ein optisches Highlight, sondern verleiht dem Bike auch besondere Fahreigenschaften, wodurch es sich von anderen Gravelbikes abhebt. Die Eindrücke waren so nachhaltig, dass ich mir wenig später mein eigenes Waldwiesel zugelegt habe, das seitdem regelmäßig zum Einsatz kommt.
Nach der Einführung der Waldwiesel Version 2.0 vor rund einem Jahr bot sich mir nun die Gelegenheit, die überarbeitete Neuauflage genauer unter die Lupe zu nehmen. Da ich mein eigenes Bike natürlich in- und auswendig kenne, war ich besonders gespannt, welche Veränderungen Urwahn umgesetzt hat – und wie sich diese in der Praxis bemerkbar machen.
Trotz meiner persönlichen Sympathie für die Marke habe ich versucht, die folgenden Eindrücke so objektiv wie möglich zu betrachten, um ein realistisches Bild vom neuen Waldwiesel zu vermitteln.
Erster Eindruck
Schon auf den ersten Blick wird klar: Es hat sich einiges getan. Am deutlichsten fallen die zahlreichen Anpassungen am Rahmen ins Auge. Unter der Bezeichnung „Softride 2.0“ behält der Rahmen zwar seine unverwechselbare Silhouette ohne durchgehendes Sitzrohr, wirkt durch die Integration der Pinion-Getriebeeinheit jedoch insgesamt etwas massiver. Auch beim Rohrdesign gibt es Neuerungen: Das Unterrohr ist nicht länger rund, sondern als abgerundetes Vierkantrohr ausgeführt. Das Oberrohr zeigt sich wie gehabt trapezförmig, ist aber an der Oberseite nur noch dezent gewölbt. Dadurch konnte die Bedieneinheit des Mahle-X20-Systems fast bündig integriert werden. Beim Antrieb setzt Urwahn konsequent auf aktuelle Technik – Neben dem neuesten Mahle X20 Motor in der Hinterradnabe, war mein Testrad mit dem elektrischen Pinion Smart.Shift C1.9i 9-Gang-Getriebe ausgestattet.
Auch die Ausfallenden sind neu entwickelt worden. Sie werden auf beiden Seiten fest mit dem Rahmen verschraubt und bringen alle zusätzlichen Anschraubpunkte mit, die man benötigt. Sie beinhalten die Aufnahmen für das Hinterrad, den hinteren Scheibenbremssattel, bei Bedarf einen Hinterbauständer und sie verschließend auch die Öffnung des Rahmens, durch die es möglich ist, unterschiedliche Antriebssysteme mit Kette oder Gates Carbon-Drive Zahnriemen zu montieren. Bemerkenswert ist außerdem, dass unter der linken Hinterbaustrebe kein Anschlussstecker mehr zu finden ist, um den Nabenmotor mit der Akkueinheit zu verbinden.
Dies sind aus meiner Sicht die auffälligsten Änderungen, auf deren Details und Auswirkungen ich im weiteren Verlauf noch genauer eingehen werde.
Die Ausstattung
Das Waldwiesel 2.0 präsentiert sich mit einer Ausstattung, die durchweg auf hohem Niveau liegt. Besonders hervorzuheben ist die elektrische Pinion-Schaltung – an einem Gravelbike immer noch eine Seltenheit, auch wenn sie in puncto Präzision und Wartungsarmut einige Vorteile bietet. Es gibt aber auch Nachteile – einer davon ist die geringe Auswahl an zur Verfügung stehenden Schalthebeln für einen Dropbar Lenker. Die HYWIRE Schalt-Bremshebel aus dem Hause Tektro/TRP sind meines Wissens nach momentan alternativlos. In der Praxis leisten sie jedoch solide Arbeit – sowohl beim Bremsen als auch beim Schaltvorgang. Im Zusammenspiel ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild: Sämtliche Komponenten arbeiteten während meiner Testfahrten zuverlässig und ohne Auffälligkeiten. Das Rad vermittelt dadurch nicht nur einen sehr hochwertigen Eindruck, sondern auch das Gefühl, dass jedes Detail aufeinander abgestimmt ist.
Rahmen und Gabel
Der Softride 2.0-Rahmen ist in acht Standardfarben erhältlich: Frostweiß, Betongrau, Asphaltschwarz, Oxidrot, Kobaltblau, Kristallviolett, Opalgrün und Bronzenbraun. Gegen Aufpreis stehen zudem 38 weitere RAL-Farbtöne zur Auswahl – hier dürfte jeder fündig werden. Der Urwahn-Konfigurator empfiehlt auf Basis von Körpergröße und Schrittlänge passende Rahmen- und Komponentengrößen, sodass sich das Bike individuell anpassen lässt.
Durch die besondere Rahmenform werden Kräfte, die von oben und unten auf den Rahmen einwirken in Richtung des Hinterbaus abgeleitet. Dadurch werden Schläge durch schlechte Fahrbahnbeschaffenheiten etwas abgemildert, was zu einem komfortableren Fahrgefühl führt.
Wie schon gesagt hat das Oberrohr die Form eines abgerundeten Trapez – ich weiß nicht wie ich es besser beschreiben soll. Auf der Oberseite ist das Profil mit 35mm am breitesten und etwas nach Außen gewölbt. Nach unten hin läuft das Rohrprofil dann schmaler zu. Direkt vor dem Vorbau ist die Mahle X20 iWoc One Steuereinheit eingelassen. Damit wird das elektrische System ein- und ausgeschaltet. Darüber hinaus dient die Fernbedienung zur Auswahl der Unterstützungsstufen.
Die verschiedenen Verbindungselemente stammen aus dem 3D Drucker. Auf der Vorderseite des Steuerrohrs ist etwas vertieft der Urwahn Schriftzug in das Profil „eingedruckt“. Durch das Fertigungsverfahren lassen sich die Verbindungen so gestalten, das Sie scheinbar nahtlos in die angrenzenden Rohrprofile übergehen. Oberhalb des Pinion Getriebes befindet sich die Ladebuchse unter einer schwarzen Gummi-Abdeckung. Darüber befinden sich zwei eingepresste Gewindehülsen zur Befestigung eines Flaschenhalters. Auf der Unterseite des Unterrohrs findet man 2 weitere Schrauben, mit denen der Akku im Rohr verschraubt wurde.
Es gibt keine zugängliche Öffnung zur Entnahme des Akkus aus dem Unterrohr. Sollte er mal defekt sein und getauscht werden müssen, muss zuerst das Pinion Getriebe ausgebaut werden um an den integrierten Akku heranzukommen. Zum Glück sollte diese Art von Reparatur nur selten von Nöten sein.
Das Verbindungselement unterhalb des Sattels nimmt die Klemmung der Sattelstütze auf. Seine Form macht den besonderen Look des Rahmens aus, limitiert aber auch die maximale Länge der Sattelstütze und somit die Verstellhöhe des Sattels. Es ist daher besonders wichtig, die Länge der Sattelstütze korrekt zu ermitteln. Mit der passenden Rahmenwahl zur Körpergröße stellt dies in der Praxis jedoch kein Problem dar. In meinem Test passte die Rahmengröße M perfekt bei knapp 1,80 m Körpergröße.
Sattel- und Kettenstreben bestehen aus ovalen Rohren und sind am hinteren Ende durch die neuen Ausfallenden verbunden. Auf der Antriebsseite bleibt die Verbindung offen, was die Montage eines durchgehenden Gates-Carbon-Drive-Zahnriemens ermöglicht. Die Kabelführung ist weitgehend intern: Die meisten Leitungen laufen im Unterrohr, von wo aus Akku und Steuereinheit das System versorgen. So führen Kabel zur Fernbedienung, zum Getriebe, zur Beleuchtung und zum Nabenmotor. Letzterer wird über einen Kontaktpunkt am linken Ausfallende mit Strom versorgt – ein cleveres Detail, das den Ausbau des Hinterrads ohne Kabeltrennung ermöglicht. Praktisch, falls unterwegs ein Schlauchwechsel nötig wird. In der rechten Kettenstrebe verläuft zudem das Kabel für den Geschwindigkeitssensor.
Die starre Carbongabel besitzt eine 12 mm Steckachse. Wer noch etwas mehr Dämpfung möchte, für den ist alternativ eine Rockshox Rudy Gravel Federgabel mit 45mm Federweg erhältlich. Innenverlegte Bremsleitung und diverse Anschraubpunkte gibt es aber nur bei der Starrgabel.
Die Verbindungselemente des Rahmens werden in einem metallurgischen 3D Druck Verfahren hergestellt, bei dem Metallschichten mit einem Hochleistungs-Laser Schicht für Schicht verschmolzen werden. Für die Rohre wird hochfester 25CrMo-Stahl mit Wandstärken von weniger als 0,9 mm gezogen und später mit den Verbindungselementen hartverlötet. Dieses Verfahren ermöglicht eine formschlüssige Optik ohne störende Schweißnähte, die man sonst nur von Carbonrahmen kennt. Der Rahmen wurde nach dem strengen Sicherheitsstandard DIN ISO 4210 geprüft und zertifiziert.
Alle Fertigungsschritte finden in Deutschland statt. Neben den hohen Qualitätsansprüchen wird in der gesamten Wertschöpfungskette besonders viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Das sollte man aus meiner Sicht auf jeden Fall unterstützen.
Antrieb und Motorisierung
Wie bereits erwähnt, ist die Pinion-Schaltung samt eigener Kurbelgarnitur eine eher ungewöhnliche Wahl für ein Gravelbike – mich konnte sie aber überzeugen. In meinem Testbike kam die elektrische Pinion Smart.Shift C1.9i mit neun Gängen zum Einsatz. Alternativ bietet Urwahn das Waldwiesel auch mit der C1.12i-Variante an, die über zwölf Gänge verfügt. Beide Systeme punkten mit einer beeindruckenden Übersetzungsbandbreite von 568 % (9-fach) beziehungsweise 600 % (12-fach) und liegen damit klar über aktuellen Kettenschaltungen. Zum Vergleich: Eine moderne Shimano GRX 820 1×12 erreicht, abhängig von Kettenblatt und Ritzelpaket, maximal etwa 450 %. Man wird demnach mit beiden Pinion-Schaltungen keinen Gang vermissen – egal ob steil bergauf oder mit Tempo über flache Passagen. Die Zwölf-Gang-Version bietet etwas feinere Abstufungen und ermöglicht dadurch eine aktivere Schaltweise. Für das Waldwiesel wäre sie daher meine persönliche Empfehlung.
Geschaltet wird über den rechten kombinierten TRP HYWIRE Brems- / Schalthebel (Brifter). Die Schaltvorgänge sind schnell und butterweich. Die Geräuschkulisse ist bei Gangwechseln nicht gerade leise, aber wenigstens bekommt man auf diese Weise ein ordentlich wahrnehmbares Feedback von seiner Schaltung – mich stört das nicht.
Die Kraftübertragung auf das Hinterrad erfolgt über einen Gates Carbon-Drive Zahnriemen. Zusammen mit dem nahezu geräuschlosen Lauf des Pinion-Getriebes ergibt sich ein Antrieb, der im Fahrbetrieb flüsterleise arbeitet – zumindest, solange man nicht gerade schaltet.
Dank des kompakten Mahle X20-Motors ist das Waldwiesel auf den ersten Blick kaum als E-Bike zu erkennen. Viele kennen aber das Pinion Getriebe nicht und halten es für einen Mittelmotor. Die vergrößerte Hinterradnabe fällt nur Wenigen auf Anhieb auf. Der Akku ist vollständig im Unterrohr integriert, und auch die Stromleitungen zur Nabe fallen nur ins Auge, wenn man genau hinsieht. Mit seinen Abmessungen gilt der X20 derzeit als kleinster Hinterradnabenmotor am Markt – und liefert trotz seiner dezenten Bauweise mit 55 Nm Drehmoment eine beachtliche Mischung aus Effizienz und Leistung.
Gesteuert wird das System über die Mahle X20 iWoc One Bedieneinheit, die gut erreichbar im vorderen Bereich des Oberrohrs sitzt. Sie verfügt lediglich über eine zentrale Taste, über die sämtliche Funktionen gesteuert werden. Unterhalb der Taste informiert ein LED-Leuchtstreifen über die aktuell gewählte Unterstützungsstufe. Weiß signalisiert den ausgeschalteten Modus, anschließend wechseln die Farben bei jedem Tastendruck zwischen Grün, Orange und Violett für die Stufen 1 bis 3, bevor der Kreis wieder bei Stufe 0 beginnt. Gleichzeitig dient die Höhe des Leuchtbalkens als grober Indikator für den Akkuladestand. Weitere Farben stehen für Statusmeldungen: Gelb zeigt die aktivierte Beleuchtung, Blau signalisiert den intelligenten Modus, in dem die Unterstützungsstufe automatisch anhand der Herzfrequenz gesteuert wird – eine Funktion, die über die Mahle-App konfiguriert werden kann.
Praktisch ist zudem der integrierte Lichtsensor der iWoc One Einheit, der die Beleuchtung je nach Umgebungshelligkeit automatisch schaltet. In der App lässt sich einstellen, ob das Rad stets mit Licht, ohne oder eben mit automatischer Regelung gefahren wird.
Das Ein- und Ausschalten des Systems bleibt bewusst simpel: Ein kurzer Druck aktiviert den Motor, ein längerer schaltet ihn wieder ab. Intuitiver lässt sich ein Antrieb kaum bedienen.
Die hellen Farbbalken der Mahle X20 iWoc One Fernbedienung sind unabhängig von der Sonneneinstrahlung immer gut ablesbar. Die Bedieneinheiten des Mahle X35 Systems, das früher verbaut wurde, hatte da so seine Schwächen.
Die Stärke des Mahle X20-Systems liegt nicht in schierer Power, sondern in seiner Unauffälligkeit und dem geringen Gewicht. Mit klassischen E-Bikes, die auf kräftige Mittelmotoren und großvolumige Akkus setzen, lässt sich das System zwar nicht direkt vergleichen. Dennoch gelingt Mahle ein überzeugender Kompromiss aus Leistung und Effizienz: Die 55 Nm Drehmoment des Motors beschleunigen das Waldwiesel spürbar und sorgen gemeinsam mit eigener Muskelkraft auch an Steigungen für souveränen Vortrieb.
Besonders positiv fällt das Fahrgefühl beim Erreichen der 25-km/h-Grenze auf: Während bei vielen E-Bikes der Übergang abrupt wirkt und man das Gefühl hat, gegen ein unsichtbares Gummiband anzutreten, schaltet sich der Motor beim Waldwiesel nahezu unmerklich ab. So fährt man oberhalb der Unterstützungsgrenze einfach flüssig mit Muskelkraft weiter.
Der integrierte Akku bietet eine Kapazität von 236 Wh, womit man in Abhängigkeit der gewählten Unterstützungsstufe Reichweiten von bis zu 100 Kilometern erreichen kann. In meinem Test waren bei höchster Unterstützungsstufe rund 65 Kilometer möglich – ein durchaus respektables Ergebnis angesichts der vergleichsweise kompakten Batterie. Für längere Touren steht optional ein Range Extender mit zusätzlichen 171 Wh zur Verfügung. Dieser ist in Form einer Trinkflasche gestaltet und lässt sich am Flaschenhalter befestigen.
Bremsen
Die hydraulischen Bremsen am Waldwiesel 2.0 kommen aus dem Hause Tektro. Genauer gesagt, sind an Vorder- und Hinterrad TRP RS02M Bremsscheiben mit einem Durchmesser von 160 mm montiert, die durch TRP HYLEX 2-Kolben Bremssätteln abgebremst werden. Bedient werden die vordere Bremse durch den linken TRP HYLEX Bremshebel und die hintere Bremse durch den rechten kombinierten Schalt-/Bremshebel TRP HYWIRE, der über seine kabellose Verbindung auch die Pinion Schaltung steuert.
Die Bremse packt ordentlich zu und bringt das Waldwiesel jederzeit kontrolliert zum Stehen. Mit den großen Bremshebeln läßt sich die Bremskraft gut dosieren, dabei hat man immer das Gefühl, genügend Hebelweg für eine Vollbremsung übrig zu haben. Aus meiner Sicht eine absolut zuverlässige und völlig ausreichend dimensionierte Bremse.
Felgen und Bereifung
Urwahn kombiniert den Mahle X20-Nabenmotor beziehungsweise die eigene Vorderradnabe mit 12-mm-Steckachsen und speicht diese in matt-schwarze, unbeschriftete DT Swiss E550 Disc-Felgen ein. Die Felge ist für lange Distanzen konzipiert und verbindet Stabilität mit Komfort. Mit einer Profilhöhe von 30 mm und einer Maulweite von 22 mm eignet sie sich hervorragend für breitere Reifen, die auch mit niedrigerem Druck gefahren werden können. Ab Werk rollt das Waldwiesel auf Continental Terra Trail oder Terra Speed Reifen in 45 mm Breite (45-622). Beide Modelle bieten dank ihres Noppenprofils zuverlässigen Grip auf unterschiedlichstem Untergrund und profitieren zusätzlich von der ProTection-Technologie, die mit einer umlaufenden Pannenschutzeinlage vor Durchstichen schützt. Felge wie Reifen sind zudem tubeless ready und lassen sich bei Bedarf problemlos umrüsten.
Gerade die breiten Reifen erweisen sich in Sachen Komfort als echter Gamechanger: Sie bringen spürbar mehr Dämpfung ins Fahrgefühl und bügeln Unebenheiten zuverlässig weg. Der im Vergleich zu schmaleren Reifen höhere Rollwiderstand spielt dank Motorunterstützung praktisch keine Rolle mehr. Und da das Waldwiesel als Gravelbike für wechselnde Untergründe von Asphalt bis Schotter ausgelegt ist, passt diese Bereifung ideal ins Gesamtkonzept. Einziger kleiner Wermutstropfen: Der auf meinem Testrad montierte Continental Terra Speed zeigte sich am Hinterrad nicht als der langlebigste Kandidat.
Das Cockpit – Vorbau und Lenker
Der Gravel-Dropbar-Lenker des Waldwiesels misst oben 440 mm (an der Rohrmitte) und unten an den Enden 490 mm – der Flare ist also moderat. Die Drops fallen eher kompakt aus, während der Oberlenker links und rechts der Klemmung leicht zum Fahrer hin gebogen ist. Zwischen Klemmung und Bremshebeln ist der Lenker etwas abgeflacht und breiter, was für eine angenehm ergonomische Griffposition sorgt. Dank des leichten Backsweeps werden zudem die Handgelenke spürbar entlastet. Umwickelt ist der Lenker mit dem griffigen, wenn auch etwas empfindlichen BT Allroad-Lenkerband von Ergon in Schwarz.
Der Vorbau stammt von Satori (Viper ICR) und setzt mit integrierter Zugführung sowie großen ovalen Spacern auf eine sehr aufgeräumte Optik. Anstelle der üblichen Ahead-Kappe war an meinem Testrad direkt eine SP-Connect-Halterung montiert – praktisch für alle, die ihr Smartphone in Verbindung mit einer passenden Hülle am Lenker befestigen möchten. Unterhalb des Vorbaus sitzt der LightSkin U2-Frontscheinwerfer, der über den Mahle-Akku gespeist wird. Mit 150 Lumen Lichtleistung und einer Stromaufnahme von nur 1,3 Watt ist er nicht nur das weltweit kleinste StVZO-konforme Frontlicht, sondern auch äußerst effizient. Selbst bei dauerhaftem Betrieb wirkt sich der Verbrauch auf die Reichweite praktisch nicht aus.
Sattelstütze und Sattel
Wenn man sein Waldwiesel mit Beleuchtung bestellt hat, ist so wie an meinem Testbike eine LightSKIN Alu-Sattelstütze mit einer Länge von 30 cm verbaut, ansonsten kommt das Waldwiesel mit der eigenen Urwahn sportiv Sattelstütze. Die LIghtSKIN leuchtet nach hinten mit 5 eingebauten, runden LEDs – ebenfalls StVZO konform.
Den passenden Fahrradsattel zu finden, ist bekanntlich eine individuelle Angelegenheit. Urwahn bleibt beim Waldwiesel 2.0 seinem bewährten Konzept treu und setzt weiterhin auf den Ergon SFC 30 Sport Gel. Für mich erwies sich dieser Sattel als gute Wahl: Auf den täglichen Pendelstrecken ins Büro, auch ohne Polsterhose, bot er ausreichend Komfort. Und selbst auf längeren Ausfahrten von bis zu 60 Kilometern überzeugte er mit angenehmer Dämpfung und verlässlicher Unterstützung – ohne spürbare Beschwerden.
Wie fährt sich das neue Waldwiesel 2.0?
Das Waldwiesel 2.0 fährt sich sportlich agil und gleichzeitig ausgesprochen komfortabel. Aus dem Stand beschleunigt es dank Motorunterstützung beeindruckend kräftig – und das bereits in der mittleren Unterstützungsstufe, die ich im Test am häufigsten genutzt habe. Sie bietet spürbaren Schub, verbraucht jedoch deutlich weniger Energie als die höchste Stufe.
Über die Mahle-Smartphone-App lässt sich die Motorcharakteristik zudem individuell anpassen. Neben den vorkonfigurierten Profilen „Eco“, „Urban“ und „Sport“ steht ein frei gestaltbares „Custom“-Profil zur Verfügung, in dem sich die Unterstützungsleistung jeder Fahrstufe separat einstellen lässt. Die App bietet darüber hinaus weitere Funktionen wie GPS-Tracking oder Herzfrequenz-Auswertung (bei gekoppeltem Pulsgurt). Zur Analyse der Leistungsdaten oder Aufzeichnung von Aktivitäten gibt es allerdings bessere Apps – Strava zum Beispiel. Darin kann ich zwar den genauen Akkustand nicht ablesen, die LED Anzeige in der Mahle Bedieneinheit ist dafür aber völlig ausreichend.
Fährt man mit leerem Akku oder bewusst ohne Motorunterstützung, verhält sich das Waldwiesel wie ein klassisches Gravelbike – wenngleich mit einem Gewicht von knapp 16 Kilogramm etwas schwerer. Entscheidend ist jedoch: Der Übergang oberhalb der Unterstützungsgrenze von 25 km/h erfolgt nahezu unmerklich. Statt das Gefühl zu haben, gebremst zu werden, rollt man einfach weiter und beschleunigt wie gewohnt mit reiner Muskelkraft.
Ansonsten macht das Waldwiesel enorm viel Spaß. Der Rahmen dämpft Unebenheiten zuverlässig, die breiten Reifen bieten Traktion und der ergonomische Lenker vermittelt jederzeit volle Kontrolle. Unterstützt von den kräftigen Scheibenbremsen und den groß dimensionierten Hebeln entsteht ein sehr sicheres Fahrgefühl – selbst auf schlechten Radwegen oder Schotterpassagen.
Und nicht zuletzt ist der Softride-Rahmen ein echter Hingucker. Seine markante Form zieht regelmäßig Blicke auf sich – und führt unterwegs immer wieder zu Gesprächen mit neugierigen Radfahrern.
Vor- und Nachteile
Pro:
+ Außergewöhnliche Optik
+ Hoher Spaßfaktor
+ Komfortable Fahreigenschaften
+ Hochwertige Komponenten
+ Kraftvolle Motorunterstützung
+ Elektrisches Schaltgetriebe
+ Nachhaltige Produktion in Deutschland
+ Verhältnismäßig geringes Gewicht
Contra:
– Konfiguration von Schaltung und Motorsteuerung über separate Smartphone Apps
– Nur ein Montagepunkt für einen Flaschenhalter
– Hoher Anschaffungspreis
Technische Daten
Ich beschreibe die Ausstattung meines Testbikes. Über den Konfigurator im Urwahn Webshop stehen teilweise alternative Komponenten zur Auswahl.
- Rahmen: Urwahn – Softride | Stahl | modulare Plattform | ICR | Flatmount | Gates, Pinion ready
- Rahmengrößen: S | M | L – das Testrad hatte die Rahmengröße M
- Rahmenfarben: Frostweiß | Betongrau | Asphaltschwarz | Oxidrot | Kobaldblau | Kristallviolet | Opalgrün | Bronzebraun | individueller RAL Farbton
- Gabel: URWAHN – FTR | Carbon | Tapered | ICR | Flatmount
- Felgen: DT SWISS – E550 Disc 28L-22-622
- Naben: URWAHN – FTR Straight Pull 6L Disc 12×100 | MAHLE – X20 Straight Pull 6L Disc 12×142
- Reifen: CONTINENTAL – Terra Speed 45-622
- Steuersatz: URWAHN – FTR | semi integriert | integrierte Kabelführung
- Vorbau: SATORI – Viper | ICR ready
- Lenker: SATORI – Dropbar Flare 440 mit ERGON – Allround Bartape
- Frontlicht: LIGHTSKIN – U2 mini | unter dem Vorbau montiert | StVZO
- Sattelstütze: LightSKIN Sattelstütze mit integriertem Rücklicht | StVZO-konform
- Sattel: ERGON SFC30 Sport Gel
- Bremsen: TRP – HYLEX / HYWIRE wireless | hydraulisch | Flatmount | 160mm
- Kurbel: PINION Direct-Mount 170 mm
- Antrieb/Schaltung: PINION – Smart:Shift C1.9i TRP HYWIRE Wireless Schalthebel
- Zahnriemen: GATES Zahnriemen CDC 39-32-115T
- Elektroantrieb: MAHLE – X20 | 55 Nm Heckmotor | 236 Wh & 36 V | 25 km/h | 3-Schaltstufen
- Bedieneinheit: MAHLE X20 iWoc One | 3-stufig
- Pedale: URWAHN – FTR1 | Plattform mit Griptape
- Gewicht: 15,7 kg (Rahmengröße M)
Weitere Informationen
- Produktdetailseite des Waldwiesel 2.0 auf der Urwahn Homepage
- Konfigurator im Urwahn Onlineshop
Hinweis zur Transparenz
Die Firma Urwahn Engineering GmbH hat mir das Waldwiesel 2.0 für den Test leihweise und kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Testbericht spiegelt einzig und allein meine Meinung und die Erfahrungen wieder, die ich während des Testzeitraums mit dem Rad gemacht habe. Urwahn hat zu keiner Zeit Einfluss auf den Inhalt des Testberichtes genommen.