Ich habe beschlossen, mit dem Rollentraining zu beginnen. Die Idee dazu geistert schon eine ganze Weile in meinem Kopf herum, so richtig konnte ich mich bisher dafür aber noch nicht entscheiden. Jeder kennt doch einen Freund oder Bekannten, der sich irgendwann einmal ein Fitnessgerät gekauft hat, das er rückblickend betrachtet kaum oder nur kurze Zeit benutzt hat. Die Geräte verstauben dann in Kellern oder wurden in der Zwischenzeit meistbietend im Internet verkauft. Genau diese Sorge hat mich bisher vom Training auf der Rolle abgehalten. Letztendlich überzeugt haben mich dann die zusätzlichen Features, die smarte Rollentrainer bieten. Vielleicht geht es ja anderen genauso wie mir, daher möchte ich über meine Erfahrungen mit dem Rollentraining berichten. Ich beginne in diesem Bericht mit der benötigten Hardware und dem grundsätzlichen Setup für das Training im heimischen Wohnzimmer.
Was benötigt man zum Fahren auf der Rolle?
Zu allererst benötigt man natürlich ein Fahrrad. Idealerweise hat man mehr als ein Fahrrad, so dass man eines davon für die Rolle umbauen und verwenden kann. Wenn man nur ein Rad hat und dieses gleichzeitig auch auf der Straße weiterfahren möchte, muss man vor der Fahrt bzw. vor jedem Rollentraining den Reifen wechseln, was ziemlich nervig sein dürfte. Um auf der Rolle fahren zu können benötigt man nämlich einen speziellen Trainingsreifen, der optimal zusammen mit der Andruckrolle des Trainers funktioniert. Natürlich wird der Trainingsreifen auch nicht besser, um so öfter man ihn auf die Felge aufzieht. Alternativ kaufen sich daher viele für das Indoor Training ein weiteren Laufrad, damit schnell zwischen der Standardbereifung und dem Trainingsreifen gewechselt werden kann. Sofern man nicht noch ein geeignetes altes Laufrad übrig hat, ist das natürlich nicht die günstigste Variante.
Ich nutze für das Rollentraining mein Rennrad, da die Saison dafür inzwischen vorbei ist und ich „draußen“ in den nächsten Monaten nur noch mit dem Trekkingrad oder Mountainbike fahren werde. Das benötigte Fahrrad hätten wir also schon mal.
Als zweites benötigt man einen geeigneten Rollentrainer. Da ich mir ja wie beschrieben erst noch selbst beweisen muss, dass Rollentraining mein Ding ist, versuche ich die Anschaffung so günstig wie möglich für mich darzustellen. Für gute Trainer kann man schnell mal über 1000 EUR ausgeben, ich hatte für meine Grundausstattung eher mit maximal 300 EUR geplant. Normale Trainingsrollen fangen preislich zwischen 70 und 130 EUR an – je besser das Gerät ist, d.h. je mehr Funktionen zur Verfügung stehen sollen, um so mehr Geld muss man investieren.
Bei der Auswahl eines für den Einstieg geeigneten Trainers habe ich mich nach ein paar Probefahrten für den Tacx Satori Smart T2400 entschieden. Zwischen verschiedenen Rollentrainern, die ich mir angesehen habe, hat mir dieser vom Preis-Leistungs-Verhältnis her am besten gefallen. Vermutlich werden die Geräte von Elite, Bkool, CycleOps & Co. vergleichbar gut sein. Ich beziehe mich aber in diesem Bericht auf die Produkte von Tacx, die ich gekauft habe. Schließlich kann ich ja auch nur diese genauer bewerten.
Wie der Name schon sagt, ist der Tacx Satori Smart ein „smarter“ Rollentrainer, d.h. es läßt sich per Bluetooth mit einem Smartphone oder Tablet koppeln. Ansonsten ist es das Einstiegsmodell unter den smarten Trainern von Tacx. Der Funktionsumfang des Satori entspricht dem des Basistrainers „Blue Motion“, er hat aber zusätzlich einen Leistungs- und Trittfrequenzsensor eingebaut. Da die Trainingsrollensaison gerade begonnen hat, sind Rollentrainer momentan fast überall im Angebot. Dadurch wurde das Gerät unter 200 EUR angeboten – das passte schon mal bestens in meinen 300 EUR Plan.
An dieser Stelle sei kurz erwähnt, dass man nicht unbedingt einen smarten Rollentrainer benötigt um Trainings Apps zu verwenden. Man kann auch eine herkömmliche Rolle verwenden, vorausgesetzt man hat mindestens einen Geschwindigkeitssensor, besser noch ein Powermeter am Rad montiert. Sobald die eingesetzte App bzw. das Gerät auf dem die App läuft eine Verbindung zu den Sensoren aufgebaut hat, sind die Voraussetzungen mit einem smarten Rollentrainer vergleichbar.
Was wird noch benötigt?
Vorderradstütze
Eine Vorderradstütze hat zwei wesentliche Funktionen. Sie hebt das Vorderrad auf die Höhe des Hinterrades an, damit das Rennrad wieder gerade steht. Durch das einspannen des Hinterrads in den Rollentrainer wird es hinten ein paar cm angehoben. Die Vorderradstütze gleicht diesen Höhenunterschied wieder aus. Darüber hinaus sorgt sie dafür, dass das Vorderrad sicher steht und sich der Lenker nicht nach links oder rechts verdrehen kann. Die Vertiefung der Stütze nimmt verschiedene Reifenbreiten auf. Man kann sie also für Rennrad-Reifen bis hin zu Mountainbike-Reifen verwenden.
Die Stütze ist einzeln für rund 20 EUR erhältlich, bei den meisten Rollentrainern gehört sie aber schon mit zum Lieferumfang.
Heimtrainer Reifen
Diese speziellen Trainingsreifen haben viel Grip und vor allem kein Profil, so dass sie immer gut an der Andruckrolle des Trainers anliegen. Viele Reifenhersteller haben Trainingsreifen für durchschnittlich 25 EUR im Programm, die alle ähnliche Eigenschaften haben und somit gleich gut funktionieren werden. Ich habe meinen Rollentrainer als Set gekauft. Darin war bereits passend zur Farbe der seitlichen Stützen des Tacx Satori ein hellblauer Trainingsreifen enthalten.
Das Aufziehen des Reifens auf meine Mavic Aksium Felgen hatte es echt in sich. Ohne Reifenheber ist das kaum zu machen. Also schön auf die Finger aufpassen und nicht wundern, dass muss so sein.
Smartphone, Tablet, Laptop, Desktop, TV & Co.
Man benötigt natürlich nicht alle Geräte auf einmal, aber wenigstens eines davon. Idealerweise ein Gerät, auf dem eine entsprechende Training-App läuft. Da diese Apps neben der Strecke, auf der man gerade virtuell unterwegs ist, auch noch zahlreiche weitere Informationen darstellen, macht es Sinn, dass mindestens ein Tablet in akzeptabler Größe zum Einsatz kommt. Wer einen Laptop oder einen Computer mit Monitor oder angeschlossenem Fernsehgerät verwenden möchte – das funktioniert auch. Damit die Trainings Apps auch ordnungsgemäß laufen, ist ein Internetzugang erforderlich.
Da mein Fernseher zu hoch an der Wand hängt und ich beim Fahren auf dem Rennrad nicht dauernd hochgucken möchte, habe ich mich für ein Tablet mit der passenden Lenkerhalterung von Tacx entschieden. Die Systemanforderungen der Apps an das Tablet sind nicht besonders hoch. Es muss daher nicht unbedingt das Topmodell unter den Tablets sein und es macht auch nichts, wenn es schon etwas älter ist. Die gängigen Trainings Apps sind alle für Android und IOS verfügbar.
Mit der Lenkerhalterung von Tacx kann man das Tablet einigermaßen sicher am Rennrad befestigen und den idealen Sichtwinkel für sich einstellen. Über mitgelieferte Adapter-Ringe lassen sich verschiedene Lenkerdurchmesser einstellen. Ein Bügel unter dem Vorbau sorgt dafür, dass sich die Halterung auf dem Lenker nicht mehr verdrehen kann. Das ist keine supersichere Befestigung, sie funktioniert aber. Ein Nachteil ist allerdings, dass das Tablet mit den Bewegungen auf dem Rad hin- und her wackelt – für mich ist das akzeptabel, je nachdem wie aktiv man beim Indoortraining ist, sollte man evtl. lieber über eine Befestigung nachdenken, die nicht mit dem Rad verbunden ist.
Die seitlichen Haltebügel lassen sich auf eine maximale Breite von 26,5 cm ausziehen. In der Höhe sind es 19,5 cm. Das dürfte für Tablets mit einer Größe von maximal 12″ ausreichend sein. Wer ein größeres Tablet wie z.B. das Ipad Pro mit 12,6″ befestigen möchte, sollte nach einer anderen Halterung Ausschau halten oder sich von einem Freund mit 3D Drucker Verlängerungsbügel drucken lassen.
Wer ein Smartphone besitzt, kann dies zusätzlich verbinden um weitere Informationen auf einem separaten Display anzeigen zu lassen. Dies funktioniert z.B. über die sogenannten Zwift Companion App.
Trainings App
Damit das Rollentraining mehr Spaß macht und man dabei nicht ständig nur auf eine Wand guckt, gibt es die bereits genannten Trainings Apps auf denen man simulierte Ausfahrten durchführen kann. Der Tacx Satori kommt daher mit einen Gutschein, um die Trainings App von Tacx 30 Tage kostenlos testen zu können. Anschließend kostet die Nutzung der App 9,99 EUR pro Monat bzw. 13,99 EUR, wenn man die Fahrten in HD sehen möchte. Auf die verschiedenen Trainings Apps werde ich aber in einem separaten Blogbeitrag nochmal genauer eingehen, daher kürze ich das Thema an dieser Stelle ab.
Wenn man also ein geeignetes Fahrrad sowie einen Computer oder Tablet bereits hat, kann man sich für 250-300 EUR ein erstes Setup mit einem smarten Rollentrainer zusammenstellen. Durch den Einsatz einer Trainings App ist es möglich, virtuelle Fahrten zusammen mit anderen Fahrern aus der Community oder auch gegeneinander in regelmäßigen Rennen anzutreten. Darüber hinaus bieten die Apps individuelle anpassbare Trainingsprogramm zu absolvieren um sein Leistungsniveau zu verbessern. Die monatlichen Kosten sollte man aber nicht außer Acht lassen, vielleicht sind sie aber auch eine Motivation, häufiger Indoor zu trainieren.
Optionales Zubehör?
Es gibt noch einiges an Zubehör, mit dem man das Indoor-Training sinnvoll ergänzen kann. Einiges davon wie z.B. die Trainingsmatte ist zwar für das Training nicht unbedingt notwendig, aber aus hygienischen Gründen doch sehr zu empfehlen.
Trainingsmatte
Eine geeignete Matte als Untergrund benötigt man zum einen um den Boden z.B. vor Schweiß oder auch Verunreinigungen (Stichwort: Kettenfett) zu schützen. Bodenschutzmatten gibt es aus hartem Kunststoff, Gummi oder weichem Schaumstoff. Meiner Meinung nach sind Matten aus 5-6 mm dichtem Schaumstoff am besten geeignet, denn diese haben den Vorteil, das die Vorderradstütze sich durch das Fahrergewicht schön „eindrückt“ und das Vorderrad dadurch sehr stabil steht. Sie sollte ein gewisses Eigengewicht haben, damit sie satt und unbeweglich auf dem Boden liegt. Die Matte von Tacx erfüllt alle diese Anforderungen sehr gut, außerdem dämpft sie auch Geräusche etwas ab.
Schweißfänger
Ein spezieller Schweißfänger ist natürlich nicht unbedingt erforderlich. Wahrscheinlich hätte ich ihn auch nicht gekauft, wenn er nicht bereits im Set enthalten gewesen wäre. Grundsätzlich soll er dazu dienen, dass man nicht sein Rennrad oder den Boden vollschwitzt. Zusätzlich hat er aber eine kleine Tasche mit Sichtfenster, in die man sein Smartphone stecken kann. Diese Funktion ist für mich wesentlich wichtiger, da ich dadurch neben dem Tablet ein zweites Display zur Verfügung habe, auf dem ich mir aktuelle Leistungsdaten anzeigen lassen kann. Allerdings ist die Tasche etwas klein ausgefallen, so dass große Smartphone da nicht reinpassen werden. Das dürfte für alle Modelle gelten, die ein „Plus“ oder „Max“ im Namen tragen bzw. deren Display größer als 6″ ist.
ANT+ USB Dongle
Apps wie Zwift oder die Tacx Training App benötigen mindestens die Bluetooth Verbindung zur smarten Rolle. Wenn man jedoch weitere Sensoren koppeln möchte wie z.B. einen Pulsgurt, Powermeter oder Trittfrequenzsensor, dann benötigt, man zusätzlich ANT+. Dies kann sinnvoll sein, da externe Sensoren im Vergleich zum smarten Rollentrainer exaktere Werte liefern. Da die meisten Tablets oder Computer das ANT+ Protokoll von Haus aus nicht kennen, benötigt man einen ANT+ Dongle, der über den USB oder micro USB Port angeschlossen wird und dann die Verbindungen zu den zusätzlichen Sensoren aufbauen kann.
Ein Hinweis zur Transparenz:
Dieser Bericht ist ohne Beteiligung oder Kooperation mit einer der Herstellerfirmen entstanden. Ich habe alle beschriebenen Komponenten selbst erworben und erhalte keinerlei Vergünstigungen dafür, dass ich darüber schreibe. Alle Schilderungen entsprechen meiner Meinung und den Erfahrungen, die ich bei der Benutzung der Geräte gemacht habe.