Bei dieser Tour handelt es sich um eine auf 4 Tage ausgelegte Radtour entlang des Emsradweges. Wenn man einen Tag mehr Zeit hat, könnte man auch direkt von Emden losfahren, wo die Ems in die Nordsee mündet. Dadurch wäre die Strecke dann 30km länger, in diesem Fall sollte man evtl. nicht in Leer übernachten, sondern in Papenburg, wenn man auf Jugendherbergen Wert legt. Am ersten Tag hätte man dann eine kurze Distanz von ca. 50km, was mit der 3,5 stündigen Anfahrt mit dem Zug aus meiner Sicht ausreichend ist. Allerdings entgeht einem dann die Jugendherberge in Leer, die aus meiner Sicht die beste Unterkunft auf der Strecke war.
In 3 Tagen (bzw. 4 Tagen ab Startort Emden) kommt man auf dem Emsradweg ungefähr bis Telgte, wenn man gleichmäßige Etappen mit einer Länge von 90 – 100km pro Tag fährt. In meinem Fall habe ich vor Telgte den Emsradweg verlassen und in Münster übernachtet. Am 4 und letzten Tag meiner Radtour bin ich dann von Münster aus wieder zurück Richtung Niederrhein bis nach Spellen gefahren. Das hatte für mich den Vorteil, dass ich keine weitere Zugfahrt bis nach Hause in Kauf nehmen musste. Wenn man hier in der Nähe wohnt, ist die Rückfahrt aus Münster über Dülmen und Haltern am See, später dann über die Römer-Lippe Route bis Wesel eine gute Alternative.
Auf dem Emsradweg könnte man weiter über Telgte, Warendorf, Sassenberg, Harsewinkel, Marienfeld, Rheda-Wiedenbrück, Rierberg, Dellbrück und Hövelhof bis zum Infozentrum Emsquellen in der Nähe des Schloss Holte-Stuckenbrock fahren. Insgesamt hat der Emsweg eine Gesamtlänge von 375 km.
Ich habe auf der Tour jeweils in Jugendherbergen übernachtet. Das hat den Vorteil, dass man schon im Voraus weiss was man zu erwarten hat und relativ günstig untergebracht ist. Die Zimmer sind in der Regel funktionell ausgestattet, ich achte immer darauf, dass die Zimmer ein eigenes Badezimmer haben. Besonders in älteren Jugendherbergen ist das nicht immer der Fall. Handtücher kann man Vor Ort gegen eine Gebühr von ca. 1,50 EUR erhalten, das spart Gepäck und man muss keine nassen Klamotten einpacken und auf die nächste Etappe mitnehmen. Im Bad ist oftmals auch im Sommer die Heizung nutzbar um nasse Kleidung zu trocknen. Darüber hinaus bieten Jugendherbergen die Möglichkeit, Fahrräder über Nacht einzuschliessen. Auf diese Weise kann man sich sicher sein, am nächsten Morgen problemlos weiterfahren zu können. Das Frühstück wird in jeder Jugendherberge als Buffet angeboten und steht dem in einfachen Hotels in nichts nach.
Abends suche ich mir dann meistens ein Restaurant vor Ort, bei dieser Tour hatte ich das Glück, auch in abgelegeneren Orten wie Lingen, ein gutes Restaurant in fußläufig erreichbarer Nähe zu haben. Unterwegs findet sich immer irgendwas für einen schnellen Snack oder einen Kaffee zwischendurch.
Hier nun die Kurzbeschreibungen der einzelnen Etappen. Wie bereits beschrieben, habe ich den ersten Tag für die Anreise mit dem Zug genutzt. Vor Ort habe ich den Tag zusätzlich genutzt, um mir die Städte Leer und Papenburg näher anzusehen. Die eigentliche Tour startet daher an Tag 2.
Anreise am 1. Tag
Wir sind mit dem Zug vom Niederrhein bis Leer angereist, von wo aus unsere Radtour starten solle.
Nach der Ankunft mit dem Zug am Bahnhof in Leer bestand die erste Herausforderung darin, die Jugendherberge zu finden. Die Fahrrad-Karte mussten wir aber nicht studieren, denn eine Anwohnerin erklärte sich spontan dazu bereit, uns im strömenden Regen zur Jugendherberge zu führen. Unterwegs haben wir dann direkt die wichtigsten Sehenswürdigkeiten erklärt bekommen, das war schon etwas außergewöhnlich.
Die Jugendherberge ist ebenfalls außergewöhnlich. Unser Doppelzimmer sieht nach Erstbezug aus und wir konnten es bereits am Mittag beziehen. Also 3 Stunden eher als üblich, dadurch war es nicht nötig, die Klamotten irgendwo zwischen zu lagern. Sehr schön!
Für heute hatten wir uns vorgenommen, nach Papenburg zu fahren, die Stadt anzugucken und am frühen Abend wieder zurück zur Jugendherberge zu fahren. Trotz nicht aufhörendem Regen machten wir uns also auf den Weg und radelten die ersten 53 km der Tour ab.
Papenburg ist ein schönes Städtchen und durch die Landesgartenschau, die gerade stattfindet, ziemlich gut besucht. Allerdings ist sie an einem Regentag wie heute auch ziemlich kalt und windig und so haben wir die 15 EUR Eintritt pro Nase lieber in Milchkaffee, Ostfriesentee und ausführlichem Mittagessen investiert. Wer mal in der Nähe ist, sollte dem “Alten Gasthof Kuhr” einen Besuch abstatten. Das Essen und laut Konny auch der Tee waren sehr gut – absolut empfehlenswert.
Das kurze Stück des Emsradwegs, das wir heute schon kennengelernt haben war sehr abwechslungsreich und landschaftlich schön zu fahren. Das macht neugierig auf den morgigen Tag und die geplanten 110 km von Leer bis nach Lingen.
Wir freuen uns jetzt noch auf das WM Halbfinale und werden den Tag bei Käse und Rotwein abschließen.
1. Etappe – von Leer bis Lingen
Von Leer aus liegen die folgenden Orte und Städte auf dem Emsradweg. In Klammern habe ich die Entfernung zwischen den Orten angegeben:
- Weener (15km)
- Papenburg (6 km)
- Aschendorf (8km)
- Heede (17 km)
- Lathen (13km)
- Haren (20km)
- Meppen (11km)
- Groß Hesepe (10km)
- Lingen (23km)
Heute stand die längste Etappe der Tour mit geplanten 108 km auf dem Programm. Daher wollten wir möglichst schnell wieder auf den Rädern sitzen und sind dementsprechend früh aufgestanden um unter den Ersten am Frühstücks Buffet zu sein.
Den ersten Teil der Strecke von Leer nach Papenburg kannten ja bereits vom Vortag. Von dort aus würden wir uns an der Beschilderung des Emsradweges folgen. Auf diese Weise sollten wir dann irgendwann in Lingen ankommen – soweit der Plan.
An vielen Stellen waren die Schilder schon ziemlich mehrdeutig. Manchmal fehlten sie auch einfach, manchmal ging es auch in beiden Richtungen nach Leer oder man hatte den Eindruck, dass jemand das Schild einfach verdreht hat und es jetzt in die falsche Richtung zeigt. Ungefähr in Höhe der Meyer Werft in Papenburg kam es daher dazu, das wir in die falsche Richtung weiter fuhren und nun auf dem Weg nach Emden waren. Zum Glück funktionierte das elterliche Frühwarnsystem bestens. Mein Vater, der unseren Live Track über Runtastic verfolgt hat, rief an, so dass wir dann schnell wieder auf dem richtigen Kurs waren.
Grundsätzlich kann man zum Emsradweg sagen, dass alles sehr ländlich ist. Wer also sowieso aus einer ländlichen Umgebung kommt, wird nur wenig neue Eindrücke erhalten. Leider besteht der Emsradweg auf diesem Streckenabschnitt aus einer Art Sandgemisch, das bei Regen sehr matschig und auch rutschig wird. An trockenen Stellen ist das wie “fahren am Strand”, also sehr anstrengend, da man immer etwas einsinkt. Zudem saut man sich und das Fahrrad inkl. Fahrradtaschen komplett ein. Das hat den Effekt, das man sich so vollgeschlammt in kein Café mehr hinein traut, zudem fuhren die Räder auch schlechter weil der Antrieb und die Scheibenbremsen voller Schlamm saßen.
Durch die Umwege in Papenburg waren wir aber eh schon länger unterwegs und wollten daher möglichst ohne weitere Pausen bis Lingen durchfahren.
Pünktlich um 17:30 Uhr setzte dann stärkerer Regen ein, immerhin war es den ganzen Tag über bis auch einige wenige leichte Schauer trocken gewesen. Vereinzelt waren sogar ein paar Blitze zu sehen, aber so ein richtiges Gewitter wird wollte es dann zum Glück doch nicht werden. Immerhin wurden dadurch unsere Regenklamotten wieder sauber, für die Räder hat der Regen nicht ausgereicht.
Gegen 20:30 Uhr waren wir dann nach 132 km in Lingen, unserem heutigen Tagesziel angekommen. Schnell noch die Räder in der Waschstraße einer Tankstelle gesäubert, dann ging es in die Jugendherberge.
Die „Gut-Drauf-Jugenherberge Lingen“ liegt im Landschaftsschutzgebiet Emstal direkt am Dieksee. Damit befindet sie sich etwas außerhalb vom Stadtgebiet. Wir haben im 200m entfernten Italienischen Restaurant „Caminetto“ ganz gut zu Abend gegessen.
Wenn es unterwegs regnen sollte, ist der Bodenbelag des Emsradweges aus meiner Sicht etwas problematisch. Man kann ihn zwar noch einigermaßen gut befahren, er besteht allerdings aus einer Art Sand-Gemisch, auf dem Pfützen stehenbleiben und der stellenweise auch aufweicht und dann ganz schön matschig wird. Durch hochspritzenden Schlamm sieht man selbst und das Rad mit dem angehängten Gepäck schnell ziemlich dreckig aus. Auch Kette, Ritzelpaket und Bremsen wurden arg in Mitleidenschaft gezogen. Sauber wird alles dann wieder in der Aral Tankstelle in Lingen, die auf dem Weg zur Jugendherberge liegt. Gegen 1 EUR kann man den Hochdruckreiniger der Waschstraße benutzen und alles wieder reinigen.
2. Etappe – von Lingen bis Münster
Von Lingen aus liegen die folgenden Orte und Städte auf dem Emsradweg. In Klammern habe ich die Entfernung zwischen den Orten angegeben:
- Hanekenfähr (13km)
- Emsbühren (7km)
- Salzbergen (12km)
- Rheine (20km)
- Emsdetten (19km)
- Greven (12km)
- nach ca. 20km Richtung Münster abfahren
An Tag 3 stand die Strecke von Lingen bis Münster auf dem Programm und es war rückblickend bis jetzt die schönste Etappe. Die Strecke war äußerst abwechslungsreich. Da ging es zu großen Teilen entlang der Ems, teilweise so nah am Wasser, dass man fast den Arm danach ausstrecken konnte. Darüber hinaus führte die Strecke durch Waldgebiete, an Feldern entlang oder durch Städte und Dörfern hindurch. Da gab es eine Menge zu gucken.
Vielleicht hat auch das Wetter dazu beigetragen, dass man heute die Strecke intensiver wahrgenommen hat. Heute war der Himmel auf den gesamten 96 km blau. Dazu war es richtig warm, die Regenklamotten konnten daher in den Fahrradtaschen bleiben und man konnte sogar in kurzen Klamotten fahren. Heute war unterwegs auch wesentlich mehr los. Das lag natürlich auch am Wetter.
Nach dem Frühstück sind wir gegen 9:30 Uhr in Lingen aufgebrochen und haben zuerst den nächsten Discounter aufgesucht, um Verpflegung für den Tag einzukaufen. Danach folgten wir der Beschilderung Richtung Emsbühren und trafen auch kurz darauf auf den Emsradweg. In Rheine haben wir die eigentliche Strecke verlassen um uns die Stadt anzugucken und evtl. etwas zu Mittag zu essen. Mitten in der Innenstadt gibt es das Café “Extrablatt”, das war für unsere Mittagspause ideal – kann man immer guten Gewissens empfehlen.
Nach Rheine fuhren wir weiter in Richtung Emsdetten und Greven. Hier verließen wir den Emsradweg und fuhren entlang der Bundesstraße weiter nach Münster. Das war in Bezug auf die Strecke natürlich nicht so schön, aber der schnellste Weg.
In Münster liegt die Jugendherberge direkt neben dem Aasee, einem beliebten Ausflugsziel bei schönem Wetter. In unmittelbarer Nachbarschaft haben wir den Tag dann im Restaurant Uferlos ausklingen lassen. Von der fantastischen Sonnenterrasse hat man einen tollen Blick auf den See. Einziger Nachteil ist, dass man Speisen und Getränke im Erdgeschoss an der Theke bestellen und abholen muss – eine Art Selbstbedienung also. Ansonsten und vor Allem wegen des Essens absolut empfehlenswert.
Diese Etappe war aus meiner Sicht von der Strecke her am schönsten. Die Route ist sehr abwechslungsreich und landschaftlich schön.
3. Etappe – von Münster bis Spellen
Kurz vor Münster haben wir ja am gestrigen Tag den Emsradweg verlassen. Er führt eigentlich weiter über Telgte, Gütersloh und Rheda-Wiedenbrück bis zum Ursprung zwischen Hövelhof und dem Schloss Holte-Stukenbrock. Führ heute stand die Heimfahrt von Münster zurück an den Niederrhein nach Spellen auf dem Plan – wenn alles gut geht und wir uns nicht verfahren, sollte das in ca. 90 km zu machen sein.
Wir fuhren nach dem Frühstück auf der Terasse des Jugendgästehaus am Aarsee um 9:30 Uhr los und orientierten uns zunächst an beschilderten Radwegen zu den nächstgelegenen Orten Albachten, Appelhülsen und Dülmen. Die schnellste Weg dorthin führt über den Radweg entlang der Landstraße 551. Das ist zwar gut zu fahren, macht aber landschaftlich kaum etwas her und durch die entgegenkommenden Autos ist es auch ziemlich laut. Der Radweg ist teilweise nur als eine Art Standspur auf der eigentlichen Fahrbahn markiert und einige LKWs nutzen diese Spur gerne, um schnellere Autos vorbei zu lassen. Da freut man sich immer wenn Sie uns Radfahrer noch rechtzeitig erkannt haben und uns mit einem Schlenker überholten.
Bis nach Haltern am See befuhren wir weiter die Landstr. und machten dann einen Abstecher in die Innenstadt. Dort war gerade Markttag und entsprechend viel los. Wir gönnten uns einen Milchkaffee in der Eisdiele an der Ecke bevor es dann wieder weiterging.
Von Haltern aus wurde die Strecke schöner, denn von dort aus führt die Römer-Lippe-Route bis nach Wesel. Die Römer-Lippe-Route besteht auf diesem Teilabschnitt hauptsächlich aus feinen Schotterstrecken entlang der Lippe oder des Wesel-Dattel-Kanals. Dazu führt sie durch kleinere Waldstücke und ab und zu mal über einen Brücke um den Fluss zu überqueren. Autos sieht man nur, wenn eine Straße zu überqueren ist, und an den meisten Stellen, hat man als Radfahrer sogar Vorfahrt.
Wir sind dann ohne weitere eingeplanten Pausen zurück über Dorsten, Schermbeck, Hünxe bis nach Spellen gefahren, mussten aber leider eine unfreiwillige Pause einlegen, weil ich mir eine kleine Scherbe durch den Reifen gedrückt hatte und der Schlauch gewechselt werden musste. Ansonsten gab es aber keine weiteren Vorkommnisse und wir waren gegen 16:00 Uhr wieder zu Hause.
Von Münster aus fährt man am besten über die Landsttraße 551 über Düren bis nach Haltern. Unterwegs kommt man durch folgende Orte:
- Albachten (8km)
- Bösensell (5km)
- Appelhülsen (5km)
- Dülmen (14km)
- Sythen (8km)
- Haltern (5km)
Die übrige Strecke zurück bis nach Spellen fährt man am besten auf der Römer-Lippe Route. Diese führt Detmold bis nach Xanten, wenn man in Haltern einsteigt, liegen die folgenden Orte auf dem Weg:
- Marl (10km)
- Dorsten (12km)
- Schermbeck (9km)
- Hünxe (9km)
- Friedrichsfeld (12km)
Auf diesem Teilstück der Römer-Lippe Route fahrt man fast ausschließlich neben der Lippe oder dem Wesel-Datteln-Kanal bis zur Schleuse in Emmelsum. Alternativ kann man auch am Kanuclub in Friedrichsfeld den Radweg am Kanal verlassen, dann muss man sein Gepäck nicht die Treppe an der Schleuse hochtragen.